Sitzung der AG Bildung, Wissenschaft und Gesundheitsvorsorge beim 5. Petersburger Dialog, St. Petersburg, 30. November – 1. Dezember 2005

Die Themengruppe hat die Jugendpolitik und den Jugendaustausch an den Beginn ihrer Sitzung gestellt. Im Mittelpunkt der Diskussion standen hier neben programmatischen Fragen solche der organisatorischen Umsetzung und der Finanzierung des mit dem deutsch-russischen Regierungsabkommen über jugendpolitische Zusammenarbeit vereinbarten Schüler- und Jugendaustauschs.

Leitung:
Prof. Dr. L. A. Werbitzkaja, St. Petersburg
Prof. Dr. V. I. Trojan, St. Petersburg
Prof. Dr. W. Bergmann, Bonn

Bericht der Themengruppe

Die wie stets in sehr kooperativen Geist durchgeführten Beratungen gliederten sich insbesondere in folgende Aspekte:

1. Die Themengruppe hat die Jugendpolitik und den Jugendaustausch an den Beginn ihrer Sitzung gestellt. Im Mittelpunkt der Diskussion standen hier neben programmatischen Fragen solche der organisatorischen Umsetzung und der Finanzierung des mit dem deutsch-russischen Regierungsabkommen über jugendpolitische Zusammenarbeit vereinbarten Schüler- und Jugendaustauschs. Der mit dem Aufbau der deutschen Deutsch-Russischen Stiftung für Jugendfragen betraute künftige Geschäftsführer, Botschaft a.D. von Ploetz, berichtete über den Stand des Aufbaues der Einrichtung in Deutschland, die ihren Sitz in Hamburg haben wird, sowie über die Ergebnisse der Abstimmung mit der russischen Parallelstruktur. Soweit noch organisatorische oder finanzielle Fragen offen sind, sollen diese in der ersten Hälfte 2006 ausgeräumt werden.

Zudem wurde darauf eingegangen, dass viele russische und deutsche Schulen Schülerbegegnungen und mehrwöchige Schüleraufenthalte in Eigenregie organisieren und darauf verwiesen, dass vereinbarungsgemäß der Schüleraustausch vorrangig dazu dienen soll, Land und Leute kennen zu lernen und entsprechend zu organisieren und finanzieren ist. Darüber hinaus wurde das Problem des Russlandbildes der jungen Deutschen und des Deutschlandbildes der jungen Russen angeschnitten und festgehalten, dass alle Maßnahmen zu einer verbesserten gegenseitigen Wahrnehmung in enger Kooperation mit den anderen Themengruppen geplant werden müssen.

Im Weiteren wurde angesprochen, dass insbesondere bei der Berufsausbildung für Facharbeiter sowie bei den Programmen für Jugendliche in besonderen Lebenslagen die Möglichkeiten der Zusammenarbeit genauso wenig ausgeschöpft sind wie im Bereich der im gesellschaftlichen Bereich tätigen Jugendorganisationen. Die Themengruppe setzt hier ihre Erwartungen auf die neue Jugendeinrichtung.

2. Im Zentrum der Diskussion um die Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Bildung und Wissenschaft stand zunächst der Bologna-Prozess und seine Auswirkungen auf die deutsche und russische Bildungslandschaft. Auf diesem Gebiet hat innerhalb der zur Begleitung des Bologna-Prozesses eingesetzten Unterarbeitsgruppe des Petersburger Dialogs bereits ein intensiver Austausch stattgefunden, der aufgrund der Parallelen im deutschen und russischen Bildungssystem von großem gegenseitigen Verständnis geprägt ist. Im Zusammenhang mit der Kooperation im Bildungswesen wurde auch über gemeinsame Studienabschlüsse und Lehrbücher gesprochen.

Besondere Aufmerksamkeit widmete die Themengruppe den Berichten über den Fortgang der Entwicklung eines gemeinsamen Masterstudienprogrammes im Bereich der angewandten Physik und Ingenieurwissenschaften sowie der Frage der Entwicklung gemeinsamer Lehrbücher, insbesondere für Geschichte, dem Projekt des „Lebenslangen Lernens“. Diese Projekte bedürfen jedoch noch der weiteren Diskussion und Konkretisierung auf beiden Seiten. Mit Interesse und der Bekundung der Unterstützung wurde der Bericht der Deutschen Forschungsgemeinschaft über die Fortentwicklung der Gratuiertenkollegs zur Kenntnis genommen. Die Themengruppe sieht hier ein besonders wichtiges Feld der bilateralen Zusammenarbeit. Außerdem wurde die Teilnahme von Deutschland und Russland an der Bildungs- und Wissenschaftskonferenz erörtert, die im Juni 2006 – kurz vor dem G-8-Gipfel in St. Petersburg – stattfinden soll. Im Bereich der Forschung wurde die Wichtigkeit der Gründung von deutsch-russischen Zentren für Informations-, Nano- und Biotechnologie unterstrichen. Möglicherweise eröffnen sich für diese Vorhaben insofern neue Perspektiven, als Peterhof, wo die naturwissenschaftlichen Institute der Universität St. Petersburg ansässig sind, 2005 zur Wissenschaftsstadt ernannt wurde, was mit zusätzlichen Mittelzuwendungen verbunden ist.

3. Der Bereich der Gesundheitsvorsorge verdient besondere Beachtung für die weitere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland. Auf Grund der von der Unterarbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Hahn entwickelten Ergebnisse steht die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, insbesondere im Bereich von Hepatits, Tuberculose und Aids hier im Vordergrund der Zusammenarbeit, wobei ein ergänzendes Feld Fragen der Bluttransfusionsmedizin sind. Die Unterarbeitsgruppe berichtete über die von ihr für 2006 geplanten Konferenzen, vor allem die Tuberculose-Aids-Konferenz im Mai 2006, sowie über die für den PetersburgerDialog 2006 vorgesehene Gründung des deutsch-russischen Koch-Metschnikow-Instituts, das sich zunächst besonderes diesen Themenfeldern widmen soll. Das Institut soll in einer public-privat-Partnerschaft sowohl aus öffentlichen wie privatwirtschaftlichen Mitteln finanziert werden.

Die Themengruppe begrüßte diese Vorhaben einmütig und verwies auf die besondere Bedeutung dieser Themen im Rahmen der russischen G-8-Präsidentschaft in 2006.

Hierbei sind auch die personenbezogenen Austauschmassnahmen für Wissenschaftler, Doktoranden und Studenten sowie die Beratungen über ein gemeinsames Magister-Programm im Gesundheitswesen, das interdisziplinär angelegt sein soll, von großer Bedeutung. Die Themengruppe regte an, den Austausch von Präparaten sowie die Übersetzung von einschlägiger Fachliteratur in diese Kooperation einzubeziehen.