Koordinatoren:

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hermann Parzinger, Präsident, Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Prof. Dr. Michail Piotrowski, Direktor, Staatliche Eremitage

Hintergrund zur Arbeitsgruppe Kultur des Petersburger Dialogs

Die Arbeitsgruppe Kultur des Petersburger Dialoges, die sich auf dem ersten Treffen im April 2001 in St. Petersburg konstituierte, setzt von Anfang an auf die bekannte These, dass Kultur die beste und ideale Grundlage für den gegenseitigen Dialog und der Schlüssel für die Verständigung der Völker ist.

Die Fortschreibung des historisch gewachsenen und freundschaftlichen Völkerverständnisses zwischen Russland und Deutschland, die offene Einbindung in den europäischen Prozess sowie die kritische Beobachtung und die unterstützende Begleitung bei der Demokratisierung der Russischen Föderation sollen AG-übergreifend auch zukünftig im Blickpunkt bleiben.

Für die AG Kultur werden sich aufgrund der dem Bereich eigenen Themenvielfalt auch in den nächsten Jahren stets aktuelle Projekte und Aufgaben anbieten. Die bisherigen Aufgabenstellungen und die durchgeführten Projekte haben gezeigt, dass die AG Kultur dies mit der bisherigen Struktur und Herangehensweise hervorragend umgesetzt hat. Mit dem kontinuierlichen Austausch von Fachwissenschaftlern und Kulturschaffenden verschiedener Disziplinen (Theater, Museen, Bibliotheken, Literatur, Musik), den Anregungen für Kolloquien und Ausstellungsprojekten oder der Initiative für die Unterzeichnung eines bilateralen Filmförderungsabkommens, leistet die Arbeitsgruppe Kultur kontinuierlich ihren Beitrag zum deutsch-russischen Dialog. Die Schaffung von Strukturen und die Grundsteinlegung für künftige Filmprojekte und deren erfolgreiche Vermarktung, gehen weit in den Bereich der Kreativindustrie. Kultur und Wirtschaft berühren sich hier aufs erfreulichste.

In Zeiten schwieriger weltpolitischer Situationen und einer globalen Finanzkrise mit ungeahntem Ausmaß und nicht absehbarer Folgen sollte das unterstützende Engagement des Petersburger Dialogs als Nichtregierungsorganisation  mehr denn je in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten, um weitere Unterstützer zu finden und die überaus erfolgreiche Arbeit, die alle ehrenamtlich leisten, weiterführen zu können.

Dieser Ansatz des intellektuellen Austausches mit konkreten Projekten für und in Russland und Deutschland unter Einbeziehung staatlicher wie zivilgesellschaftlicher Akteure prägt unsere Zusammenarbeit bis heute. Die Beziehungen und Kooperationen zwischen deutschen und russischen Kultureinrichtungen haben sich trotz aller politischen Fragestellungen auch in 2018 weiter intensiviert und verstärkt, sie werden getragen von hoher gegenseitiger Wertschätzung und großem Vertrauen in die Zusammenarbeit.

Auf Anregung der Arbeitsgruppe standen die Jahre 2003 und 2004 ganz im Zeichen deutsch-russischer Kulturbegegnungen in beiden Ländern: Deutschland in Russland und Russland in Deutschland. Als erfolgreiches Projekt kann die Ausstellung „Moskau-Berlin 1950–2000“ bezeichnet werden, die im Jahr 2003 in Berlin und im Jahr darauf in Moskau gezeigt werden konnte.

Ein Projekt, dass von der Arbeitsgruppe Kultur nachdrücklich unterstützt wurde, weil es exemplarisch für den Ansatz der Zusammenarbeit steht, war die gemeinsame Initiative „Russlands Gedächtnis“, das russischen Schülern und Studenten die Möglichkeit gab, Menschen ihres persönlichen Umfeldes nach deren Kriegserinnerungen zu befragen und darüber eventuell kürzere Dokumentarfilme zu drehen. „Dem Vergessen widerstehen“, wie wir es in der Arbeitsgruppe formuliert haben.

Um die außergewöhnlich fruchtbaren dynastischen, kulturellen und politischen Verflechtungen zwischen Russland und Preußen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufzuzeigen, wurden seit 2006 mehrere Kooperationsprojekte initiiert. Die Ausstellung „Berlin – St. Petersburg“, die in St. Petersburg und in Berlin gezeigt wurde, verdient hier besonders hervorgehoben zu werden.

Auf den Kolloquien „Welterbe weiterbauen“ (2007/2008) berichteten Experten für Denkmalschutz, Architekten, Bauingenieure, Stadtplaner sowie Museumsleiter beider Länder über ihre Erfahrungen und formulierten ihre Vorstellungen an Erweiterung, Wiederherstellung und Modernisierung historischer Museumsbauten unter den Aspekten der Denkmalpflege einerseits und den Nutzeranforderungen der Museen unserer Zeit andererseits. Besondere Bedeutung wurde dabei dem Umstand beigemessen, dass die Eremitage und die Berliner Museumsinsel eingetragene UNESCO-Welterbestätten sind. Dieses Projekt bekam auch eine Vorbildfunktion über Russland und Deutschland hinaus für die Frage, wie historische Stadtkerne in eine moderne Stadtentwicklung wirkungsvoll eingebracht werden können.

Ein beispielloser Erfolg war das Avantgarde-Projekt in St. Petersburg 2008. Hier ging es um die Architektur-Avantgarde Russlands. Sie legte die Wurzeln für die moderne europäische Architekturgeschichte, ist aber bis heute vernachlässigt und in seiner Bedeutung unterschätzt. Es gelang dem St. Petersburger Dialog mit engagierten Partnern durch verschiedene Ausstellungen und Konferenzen eine neue Wertschätzung in der Öffentlichkeit zu erreichen. Die städtische Denkmalbehörde erarbeitete erstmals einen Architekturführer für die Avantgarde. Baudenkmäler der Zeit wurden identifiziert und teilweise durch Restaurierungsmaßnahmen geschützt.

Mit Bezug zu den kriegsbedingt verlagerten Kulturgütern hat sich unter der Schirmherrschaft der AG Kultur des Petersburger Dialogs seit dem Jahr 2003 eine Kooperations- und Ausstellungsreihe entwickelt, die den Grundtitel „Europa ohne Grenzen“ trägt.

Mit der Ausstellung „Merowinger – Europa ohne Grenzen“  im Jahr 2007 war das von deutscher wie russischer Regierungsseite unterstützte wissenschaftliche erste Kooperationsprojekt dieser Reihe zwischen der Eremitage in St. Petersburg, dem Puschkin-Museum sowie dem Historischen Museum in Moskau einerseits und dem Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz andererseits erfolgreich umgesetzt worden. Es folgte ebenso erfolgreich  die zweite Kooperationsausstellung „Bronzezeit – Europa ohne Grenzen“ in 2013, die in der Eremitage in St. Petersburg und dem Historischen Museum in Moskau jeweils 3 Monate präsentiert wurde und ein gutes Echo bei den Besuchern gefunden hat. Damit war dieses Format gesetzt und derzeit laufen die Vorbereitungen für die dritte Präsentation „Eisenzeit – Europa ohne Grenzen“ mit Beständen der Kelten und Skythen, die im Jahr 2020 zu sehen sein wird.

Die AG Kultur engagiert sich auch bei aktuellen weltpolitischen Anlässen und unterstützt seit 2015 unter dem Eindruck der Zerstörungen im Nahen Osten nachfolgenden Aufruf von russischen und deutschen Museumsschaffenden zum Schutz von historischen Denkmälern im Nahen Osten, der sich an den verschiedenen Initiativen der UNESCO orientiert:

„Die fortwährende Zerstörung der kulturgeschichtlichen Denkmäler im Nahen Osten, in Syrien und Jemen beunruhigt uns stark. Wir ermahnen die Kriegsparteien dazu, die zum kulturellen Erbe der Menschheit gehörenden Objekte zu schützen.

Wir fordern die Museumsschaffenden Russlands und Deutschlands auf, sich alle erdenkliche Mühe zu geben, um die außerordentliche Bedeutung dieser Denkmäler und die Notwendigkeit sie zu schützen sowohl der Weltgemeinschaft als auch der Staatsmacht nahe zu bringen.“

Auch private Initiativen wie das Engagement der MusikAkademie als eine Initiative von gesellschaftlicher  Relevanz erfahren Unterstützung durch die Übernahme von ideellen Schirmherrschaften der AG Kultur des Petersburger Dialogs. Ihre fundamentale Ausrichtung auf die musikalisch-professionelle Jugend und deren Zukunft legt nahe, dass der kontinuierliche Austausch und die Fortdauer und Weiterentwicklung von musikthematisch gestützten Projekten notwendig sind.

(Stand: Oktober 2018)

Sitzungen der AG Kultur

Eröffnung der Ausstellung „Eisenzeit – Europa ohne Grenzen“ am 10. November 2020, 14:00 Uhr

Die Ausstellung „Eisenzeit – Europa ohne Grenzen“ wird nach umfangreichen Vorarbeiten am 10. November 2020 um 14:00 Uhr (deutscher Zeit) in der Manege der Kleinen Eremitage in St. Petersburg eröffnet. Die Eröffnungsfeier wird über YouTube im Livestream übertragen:

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Tagung der AG Kultur, Berlin, 8.-10. April 2019

Am 9. und 10. April 2019 traf sich die Arbeitsgruppe Kultur des Petersburger Dialogs in Berlin. Der Schwerpunkt des Austausches war den deutsch-russischen Projekten zu 1945 kriegsbedingt in die Sowjetunion verlagerten Objekten mit vier thematischen Schwerpunkten gewidmet. Dabei standen insbesondere die Projekte „Victoria von Calvatone“, „Antike Vasen“ sowie „Eisenzeit – Europa ohne Grenzen“ im Fokus der Aufmerksamkeit.

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Sitzung der AG Kultur, Moskau, 9. Oktober 2018

Die Teilnehmer der Arbeitsgruppe trafen sich im Staatlichen Historischen Museum, um die Auswahl der Exponate für die deutsch-russische Ausstellung „Eisenzeit – Europa ohne Grenzen“ fortzusetzen. Weiterlesen

Sitzung der AG Kultur beim 16. Petersburger Dialog, Berlin, 23./24. November 2017

Ergebnisse der Sitzung AG Kultur beim 16. Petersburger Dialog in Berlin am 24. November 2017 zum Thema:„Deutsch-russische Kulturkooperationen und gemeinsame Initiativen zu Kulturgutverlusten im Nahen Osten“

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Sitzung der AG Kultur, Berlin, 10.-12. Mai 2017

Die Arbeitsgruppe tagte im Museum für Vor- und Frühgeschichte zur Fortführung der Arbeit an der Ausstellung „Eisenzeit – Europa ohne Grenzen“, um das inhaltliche Konzept zu diskutieren. Der zweite Teil der Sitzung war der geplanten Ausstellung „Donatello“ gewidmet. Weiterlesen

Arbeitstreffen der AG Kultur, Moskau, 10. November 2016

Bei einem Arbeitstreffen am 10. November 2016 im Moskauer Puschkin-Museum befasste sich die AG Kultur mit einer breiten Palette anstehender Fragen, vor allem im Zusammenhang mit den von der Arbeitsgruppe geplanten Ausstellungsprojekten. Weiterlesen