Tagung der AG Kultur in Berlin, 15.-16 Oktober 2014

Vom 15.-16. Oktober 2014 kam die Arbeitsgruppe Kultur des Petersburger Dialogs in Berlin zu einer Tagung zusammen. Im Zentrum der Begegnung standen ein Workshop zum Thema „Außereuropäische Sammlungen“, die Besichtigung der Baustelle des Berliner Stadtschlosses und ein geführter Rundgang durch die Humboldt-Box sowie die Präsentation des Humboldt-Labs Dahlem.

Tagung der AG Kultur vom 15.-16 Oktober 2014 in Berlin zum Thema „Humboldt-Forum / Außereuropäische Sammlungen“

Vom 15.-16. Oktober 2014 kam die Arbeitsgruppe Kultur des Petersburger Dialogs in Berlin zu einer Tagung zusammen. Im Zentrum der Begegnung standen ein Workshop zum Thema „Außereuropäische Sammlungen“, die Besichtigung der Baustelle des Berliner Stadtschlosses und ein geführter Rundgang durch die Humboldt-Box sowie die Präsentation des Humboldt-Labs Dahlem.

Kurzprotokoll des Workshops in den Museen Dahlem: Diskussion während Präsentationen
Die russischen Kollegen verfolgen mit großem Interesse die Möglichkeit, einen neuartigen Museumstyp komplett neu gestalten zu können. Das Humboldt-Forum wird von ihnen als Mega-Museum definiert.

In der Diskussion werden folgende Themen angesprochen:
– Einbezug von Vertretern der im Humboldt-Forum repräsentierten Kulturen sowie den Umgang und Kommunikation miteinander.
– Rolle und Bedeutung von Sammlern und Sammlungsgeschichte im Humboldt-Forum (Wladimir Grusman). Verschiedene Beispiele werden seitens der Berliner Teilnehmer genannt (Nordwestküste, Südamerikanische Archäologie, Benin).
Frage der Interpretation (Juri Chistov, Direktor des Peter-der-Große-Museums für Anthropologie und Ethnografie). Die Objekte in der Sammlung werden für das Publikum von Kuratoren interpretiert. Die Sammlungen sind aber nicht vollständig und zeigen immer eine europäische Perspektive. Soziale und künstlerische Aspekte der gleichen Exponate. Die Diskussion darüber soll fortgesetzt werden.
– Wie werden die beiden Museen Ethnologisches Museum und Museum für Asiatische Kunst im Humboldt-Forum gemeinsam auftreten? Vor- und Nachteile. Kontextualisierung und Ethnologisierung der Sammlungen.
– Zielgruppen und Umgang mit Besuchern. Inwieweit sollen sich Museen in ihrer Arbeit nach den Vorlieben bzw. Geschmack von Besuchern orientieren? Georgi Wilinbachow, Stellv. Direktor der Eremitage, warnt davor, sich zu sehr dem „Diktat“ des Publikums zu beugen: Als Beispiel bezieht er sich auf eine Ausstellung in der Eremitage, die von Teilen des Publikums sehr subjektiv als religionsfeindlich und faschistisch eingestuft wurde und eine staatsanwaltschaftliche Untersuchung nach sich zog. In der folgenden Diskussion wird betont, dass Transparenz und eine klare Haltung der kuratorischen Arbeit publikumsorientierte Arbeit unterstützen kann. Dennoch sind sich alle einig, dass es nicht den einen idealen Weg für Publikumsevaluierung und die Umsetzung der Ergebnisse in die Museumsarbeit gibt.
Schlussdiskussion
Alle TeilnehmerInnen sind sich einig, dass eine Weiterführung des Dialogs innerhalb der AG Kultur unbedingt gewünscht ist.
Die Diskussion über verschiedene Themen soll weiter fortgesetzt werden. Die Direktorin des Ethnologischen Museums, Prof. Dr. Viola König, sowie der Direktor des Museums für Asiatische Kunst, Prof. Dr. Klaas Ruitenbeek, betonen beide, dass mittelfristig gemeinsame wissenschaftliche Projekte entwickelt werden sollen.
Die russischen Kollegen haben großes Interesse, weiter in die Diskussion um das Humboldt-Forum involviert zu werden. Die deutschen KollegInnen sollten die Möglichkeit nutzen und neue Entwicklungen in Museumseinrichtungen und Ausstellungen in Sankt Petersburg kennen lernen, um auch davon Input für das Humboldt-Forum zu bekommen (z.B. neue Dauerausstellungen zu Zentralasien und dem Nahen Osten in der Eremitage).

Folgende Themen wurden angesprochen, die für das nächste Treffen zentral sein sollten:
1) Heraldik (im weitesten Sinne von Zeichen und Symbolen zu Repräsentationszwecken) und nicht-verbale Kommunikation in außereuropäischen Kulturen
2) Kunstkammer – Diskussion mit Spezialisten aus Deutschland und Russland
3) mögliche Kollaborationen zum Thema digitale Sammlungen (z.B. Turfan, Alaska)
4) Diskussion um mögliche wissenschaftliche Projekte u.a. Kataloge, Ausstellungen (langfristig)

5) Besuch und Diskussion über neue Ausstellungen und Ausstellungsformen in Sankt Petersburg

Der zweite Workshop soll voraussichtlich im Dezember in St. Petersburg stattfinden.
Die Form von Präsentation und Dialog in Berlin wird von beiden Seiten sehr begrüßt.

(Das Protokoll wurde von Silvia Gaetti/Prof. Dr. Viola König/Monika Zessnik für die deutsche Expertenseite aufgestellt. Gebilligt: Prof. Dr. Hermann Parzinger)