Sitzung der AG Zukunftswerkstatt auf dem 16. Petersburger Dialog, Berlin, 23./24. November 2017

Die AG Zukunftswerkstatt hat sich dem diesjährigen Thema des Petersburger Dialogs aus der Perspektive der „Stadt der Zukunft“ genähert. Die Entwicklungen und Transformationen in urbanen Räumen dient als eine Lupe für die Frage, wie Beteiligung von Bürgern an der Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen gelingt.

Beim Blick auf die Rolle von sozialen Innovationen in der Stadtentwicklung wurde darauf hingewiesen, dass wir es weltweit mit einem exponentiellen Wachstum der Stadtbevölkerungen zu tun haben. Soziale Innovationen, also die Frage, welche Techniken und Prozesse für die Stadt der Zukunft bedeutsam sein werden, können dabei nicht top-down durch Politik geplant werden, sondern brauchen die starke Einbindung von ‚smart people’. Denn nur durch eine starke zivilgesellschaftliche Teilhabe können gemeinsam Lösungen in der Stadt der Zukunft entstehen. Es wurde darauf verwiesen, dass es in Russland oftmals an einer guten Verständigung zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft mangele. Große gesellschaftliche Herausforderungen wie Mobilität, Umwelt und Gesundheit könnten aber nur zusammen mit der Zivilgesellschaft gemeistert werden.

Auch die Vertreter aus Politik und Verwaltung bestätigten diese Einschätzung. Vor allem die Kommunen stünden in der Verantwortung, Lösungen für die großen gesellschaftlichen Fragen zu finden. Dabei sei es besonders wichtig, die Kommunikation zwischen Politkern und Bürgern künftig besser zu organisieren und so auch die Vielfalt an Bedürfnissen in den Städten abzubilden.

Anhand der Stadt Mannheim wurde aufgezeigt, wie eine integrierte lokale Stadtentwicklung im Zusammenspiel von Bürgerschaft, kommunaler Verwaltung und Politik gelingen kann. Durch eine schlankere politische Führung und eine Umstrukturierung der Verwaltung arbeitet die Stadt an einer Stärkung lokaler Demokratie und hat verschiedene Modellverfahren initiiert, um Bürger nicht nur einzubinden in die Stadtgestaltung, sondern auf Augenhöhe die Zukunft der Stadt gemeinsam zu planen.

Am Beispiel des Berliner „Haus der Statistik“ wurde aus Sicht der Zivilgesellschaft aufgezeigt, wie eine solche co-produktion von Stadtraum praktisch gelingen kann. Das seit 2008 leer stehende ehemalige Verwaltungsgebäude am Berliner Alexanderplatz wurde im Zuge der Flüchtlingskrise 2015/16 von einem Zusammenschluss verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen versucht, wieder zu beleben. Dieser ersten künstlerischen Intervention ist es zu verdanken, dass die Berliner Stadtregierung nun eine künftige gemeinsame Entwicklung und Nutzung des Gebäudes plant.

In der AG Zukunftswerkstatt wurde klar aufgezeigt, dass die Zukunft gesellschaftlicher Teilhabe in deutschen wie auch russischen Städten bereits experimentell verhandelt wird. Während die Herausforderungen für mehr zivilgesellschaftliche Teilhabe sehr ähnlich sind, scheinen die Lösungen im deutschen und russischen Kontext jedoch lokal sehr unterschiedlich zu sein. Für das Jahr 2018 plant die AG Zukunftswerkstatt daher dies an einem konkreten Beispiel in einer russischen Stadt näher zu betrachten. Das Großevent Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland bietet dafür eine zeitliche wie auch geographische Lupe auf aktuelle Fragen der Stadtentwicklung und Hindernisse wie Chancen der Bürgerbeteiligung.