Sitzung der AG Wirtschaft beim 17. Petersburger Dialog, Moskau, 8. Oktober 2018

Petersburger Dialog in Moskau: Arbeitsgruppe Wirtschaft spricht über den Arbeitsmarkt der Zukunft. Anlässlich des 17. Treffens des deutsch-russischen Petersburger Dialogs vom 7. bis 9. Oktober in Moskau, beschäftigten sich die rund 50 Mitglieder der Arbeitsgruppe Wirtschaft diesmal mit Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt beider Länder. Von deutscher Seite wird die Arbeitsgruppe durch den Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft koordiniert.

Laut Erlass des russischen Präsidenten Wladimir Putin aus dem Mai 2018 über die „Nationalen Ziele und strategischen Aufgaben der Entwicklung der Russischen Föderation bis zum Jahr 2024″ soll Russland in knapp fünf Jahren zur Gruppe der fünf größten Volkswirtschaften der Welt gehören (aktuell Platz 12). Als große Herausforderung hat man dazu die Steigerung der Produktivität der russischen Arbeitskräfte erkannt. Russland befinde sich auf Platz 89 im Rating nach der Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften.

Der Leiter des Föderalen Dienstes für Arbeit und Beschäftigung, Wsewolod Wukolow unterstrich in seinem Beitrag den hohen Bedarf an Umschulung der Fachkräfte aufgrund des hohen internationalen Modernisierungstempos der Wirtschaft. Ralf Holzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit, sieht Deutschland aufgrund der demographischen Entwicklung und einem wachsenden Bedarf an Fachkräften, in einer vergleichbaren Situation. Er nannten vor allem zwei Stellschrauben zur Lösung des Problems: Die Erschließung neuer Bevölkerungsgruppen für den ersten Arbeitsmarkt und die Erhöhung der qualifizierten Wertschöpfung pro Arbeitskraft. Als weiterer Experte von deutscher Seite nahm Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der BDA, zu aktuellen Entwicklungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt Stellung. Auch er nennt die demographische Entwicklung in Deutschland und die Integration neuer Bevölkerungsgruppen in den Arbeitsmarkt, zentrale Herausforderungen. Zudem erfordere die Digitalisierung, andere Führungsprinzipien und eine neue, flexiblere Arbeitsorganisation. Die neue Generation komme mit anderen Erwartungen auf den Arbeitsmarkt, deshalb müssten Arbeitgeber bereit sein, andere, attraktivere Arbeitsmodele anzubieten. Die Beraterin des Ministers für wirtschaftliche Entwicklung Yulia Urozhaeva rechnete vor, dass die Arbeitsproduktivität in Deutschland doppelt so hoch sei wie in Russland. Dementsprechend habe Russland das Ziel in den nächsten Jahren mithilfe einer gemeinsamen wirtschaftlichen Initiative des Ministeriums mit dem Ost-Ausschuss – Osteuropaverein eine „Effizienzpartnerschaft“ Russland in diesem Bereich voranzubringen.

Im zweiten Teil der Sitzung ging es um das Thema der Qualifizierung und Weiterbildung auf dem Arbeitsmarkt beider Länder. Dr. Reinhard Göhner, ehemaliger Hauptgeschäftsführer der BDA, rief die Bundesregierung auf, die Weiterbildungsstrategie mit neuen Angeboten, die vom öffentlichen Bereich kommt, zu ergänzen. Von russischen Seite informierte zu diesem Thema Alexander Leybowitsch von der Nationalen Agentur für Qualifikationsentwicklung. Er griff unter anderem die aus Deutschland bekannte Formel „Fördern und Fordern“ auf. Man könne die Probleme auf dem Arbeitsmarkt nicht nur durch Angebote lösen, die Arbeitnehmer müssten auch entsprechend dazu gebracht werden, die Angebote auch wahrzunehmen.