Dachthema der AG Kultur – „Kulturkooperationen“

  • Vergleich Konzeptionen Museen Islamischer Kunst

Anhand der bekannten Konzeptionen von Museen für Islamische Kunst erläutert Prof. Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin (ISL) die aktuellen Überlegungen zur Präsentation nach der laufenden Sanierung des Pergamonmuseums in Berlin auf doppelter Fläche als bisher. Neben der Wertschätzung der Sammlung von Weltklasse ist auch das Bewusstsein, das der Kulturbereich der islamische Welt nicht geografisch fassbar ist, heute Teil eines Aushandlungsprozesses, in den auch das Verständnis für diese Werke aus der Sicht der Besucher viel stärker einzubeziehen ist.
Auch andere große Sammlungen wie die Staatliche Eremitage St. Petersburg, der Louvre, das British Museum London bauen um, Sammlungen in Kopenhagen und Lissabon sind neu eröffnet, in Katar neubegründet.

Prof. Weber gibt einen kurzen historischen Abriss der Präsentationsgeschichte für islamische Kunst, die zunächst nur als Objektkunst ohne jede Kontextualisierung gesehen wurde, während das Verständnis für diese Objekte erst später deutlicher wird. Heute werden Fragen nach der Ordnung der Werke nach Geographie / Epochen / Dynastien, nach der globalen Kulturgeschichte und deren Vermittlung an die Besucher in den Mittelpunkt gerückt.
Wegen der weltweiten Bedeutung des Islams müssen auch für Besucher einfache Zugänge geschaffen werden, um Objekte „lesen“ zu können. Dazu wird auch die Museumspädagogik von Beginn an in das Team des ISL in Berlin eingebunden, Beschriftungen werden getestet und bis zur Wiedereröffnung 2026 wird das Präsentationskonzept immer weiter verfeinert. Die lange Bauzeit schafft somit gute Probebühnen für neuartige Präsentationsformen.

Prof. Piotrowski stellt die Ausstellungskonzeption der Staatlichen Eremitage St. Petersburg vor, die sich auch an den geänderten Ansprüchen der Besucher/innen und der Weltlage zum Islam orientiert. Die Ausrichtung allein auf die Objekte als Kunstwerke sei überholt und nicht mehr zeitgemäß. Er erläutert, dass sich die Präsentation in der Eremitage auch dadurch vom Berliner Konzept unterscheide, weil die Sammlung in St. Petersburg andere Schwerpunkte besitze, insbesondere zu Mittelasien, die in Berlin nicht so ausgeprägt seien, wo mehr die klassischen Länder des Nahen Ostens im Vordergrund stünden.

Die Vorsitzenden der AG Kultur, Prof. Michail Piotrowski und Prof. Dr. Hermann Parzinger, unterstreichen beide die Dialogaufgabe von Museen heute, die helfen, Unterschiede und Verbindendes zwischen islamischer und westlicher Kunst aufzumachen und zu diskutieren. Dabei ist auch die Darstellung wichtig, um keine Kritik von moslemischen und nicht-moslemischen Ansätzen auszulösen. Die Welt muss miteinander existieren können, Unterschiede müssen ausgehalten werden können. Auch die wissenschaftliche Ausbildung muss in diesem Fachbereich auf die gewandelten internationalen Anforderungen ausgerichtet werden!

  • Ausgrabungen zu Stalag 326 in Holte Stuckenbrock bei Bielefeld

Direktor Matthias Löb führt grundsätzlich in die Arbeitsfelder des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ein und stellt die Initiativen zu Erinnerungskulturprojekten mit Bezügen zu russischen Zwangsarbeiter/innen und Kriegsgefangenen dar. Ziel sei die feste Überzeugung, dass Erinnerung Orte braucht, die die Menschen besuchen können, um die historischen Komplexe zu erfahren und zu begreifen. Der LWL unterstützt die kommunalen Einrichtungen bei dem Aufbau und der Unterhaltung dieser Erinnerungsorte.

Frau Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger nimmt Bezug auf das konkrete Projekt der Ausgrabungen zu Stalag 326 in Holte Stuckenbrock bei Bielefeld.
Dieses dunkle Kapitel der Geschichte gehöre zur Kultur und habe durch neue Ausgrabungen weitere Forschungsergebnisse zu Tätern wie Opfern der schon bekannten Verbrechen an russischen Zwangsarbeiter/innen in Meschede erbracht. Die Resonanz der Medien und der Öffentlichkeit sei sehr groß und positiv, in Region führe dies zu intensiver Befassung mit dem Thema, auch in Schulen. Auch Jahrzehnte nach diesen Verbrechen können so neue Orte der Erinnerungskultur auf der Grundlage aktueller Forschungen geschaffen werden. Die Ausgrabungen dauern noch an, es gibt Exponate und Bodenfunde, die Rückschluss auf Lagerstrukturen zulassen.

Solche Gedenkstätten sind auch als Orte der Völkerverständigung wichtig und fördern den Dialog mit Nachbarländern. Die Vorsitzenden Prof. Hermann Parzinger und Prof. Michail Piotrowski unterstreichen, dass die Archäologie viel zur weiteren Aufklärung beitragen kann und die Dokumentation der Geschichte der russischen Kriegsgefangenen publiziert werden sollte. Die LWL Initative wird sehr begrüßt, die hier einen Erinnerungsort erlebbar macht, und auch die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit russischen Initiativen in sich trägt.

  • Europäisches Ausstellungsprojekt „Diversity United/Einheit durch Vielfalt“

Prof. Dr. h.c. Walter Smerling stellt die Fortschritte des Ausstellungsprojekts vor, das große Unterstützung – auch in finanzieller Hinsicht – aus Politik und Wirtschaft erfährt. Der deutsche Bundespräsident und der französische Staatspräsident haben bereits die Schirmherrschaften übernommen. Die Idee der Ausstellung erfahre überall sehr positive Reaktionen, insbesondere der Ansatz, die Vielfalt Europas zu demonstrieren und dabei die eigene Identität und Authentizität der Länder zu wahren. Die Ausstellung in Moskau zu beginnen, sei ganz hervorragend – die Haltung, dass Russland zu Europa gehöre und Europa wird immer weiter und neu gedacht werden müsse, werde damit deutlich gemacht.

Ein kuratorisches Team aus deutschen und russischen Expert/innen wird über die Objektauswahl einvernehmlich entscheiden. Noch sind Künstler/innen und Werke nicht bestimmt, aber es werden Installationen, Videoarbeiten und auch Malerei einbezogen sein. Die Ausstellung wird nur lebende Künstler/innen einbeziehen und sich auf Werke ab den 1980er Jahren, ggf. mit einzelnen Ausnahmen früherer Werke, bis heute konzentrieren. Dieser gewählte Zeitraum hat Europa verändert mit der Überwindung des Kalten Krieges, dem Mauerfall, bis zum aktuellen Wendepunkt durch den bevorstehenden Brexit.

Weitere Ausstellungsstationen in Berlin, Ort noch offen, sind ab März 2021 / in Paris ab November 2021 (im Gespräch ist das Palais de Tokyo) geplant. Zur Ausstellung wird ein zweisprachiger Katalog erscheinen, mit Beiträgen von Historiker/innen zu Künstler/innen in Europa nach 1989 und der Perestroika.

  • Arbeitsberichte des Deutsch-Russischen Museumsdialogs (DRMD) / Deutsch-Russischen Bibliotheksdialogs (DRBD)

Frau Dr. h.c. Barbara Schneider-Kempf berichtet über die aktuelle Entwicklung des Deutsch-Russischen Bibliotheksdialogs (DRBD), deren Co-Vorsitzende sie seit der Gründung 2009 ist.
Die 2009 gefundene Verständigung auf gemeinsame Ziele habe Bestand. Weiterhin werden kriegsbedingt verlagerte Büchersammlungen ermittelt, Sammlungen katalogisiert und ihre Provenienz beschrieben und die Buchbestände für Forscher und Leser zugänglich gemacht.
Die Arbeit des DRBD wird auf vielen nationalen und internationalen Tagungen vorgestellt und in 2016 konnte eine Publikation mit den Ergebnissen der ersten fünf Treffen in Walentinowka (2009), Berlin (2010), Perm (2012), Leipzig (2013) und Saratow (2015) erfolgen, die während des 6. Treffens des DRBD in Dresden vorgestellt wurde.
2018 wurde bei dem 7. Treffen des DRBD in Kaliningrad von der Bibliothek des INION Moskau 1448 digitalisierte Werke an die Forschungsbibliothek Gotha übergeben.
Die beiden letzten Treffen haben neue Dynamik der Diskussion und Zusammenarbeit entwickelt. Beide Seiten sehen in Digitalisierungen und virtuellen Sammlungsrekonstruktionen eine geeignete Möglichkeit zu Kooperationen. Beispiele dafür wurden während der DRBD-Treffen in Leipzig und Saratow vorgestellt wie die Digitalisierung der Esterhazy-Sammlung, die von Russland an die Familie Esterhazy in Eisenstadt (Österreich) restituiert worden ist, und auch die virtuelle Rekonstruktion der Ostasien-Sammlung der Preußischen Staatsbibliothek in Zusammenarbeit der SBB mit der Jagiellonen-Bibliothek Krakau.
Am 17.-18.10.2019 findet in Berlin das 8. Treffen des DRBD statt, wo „10 Jahre Deutsch-Russischer Bibliotheksdialog – Ergebnisse und Perspektiven“ auf dem Programm stehen.
Ziele für die Weiterführung des Dialogs sind die Erforschung der Bibliotheksgeschichte während des Zweiten Weltkrieges in den von Deutschland besetzten Gebieten, die Erforschung der Rückgewinnung sowjetischer Bibliotheken durch die Rote Armee und ihre Rückführung in die beraubten Einrichtungen sowie die Einbindung der Bibliotheken mit großen Verteilerzentren für sowjetische Trophäenbibliotheken in den DRBD (z.B. Bibliothek der Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg, UB der Lomonossow-Universität Moskau) und von Militärbibliotheken.
Frau Dr. Britta Kaiser-Schuster stellt die Publikationsreihe des Deutsch-Russischen Museumsdialogs (DRMD) mit Band 1 „Russische Museen im Krieg“ vor. Dieses groß angelegte mehrjährige deutsch-russische Forschungsprojekt ist abgeschlossen und die Publikation dazu wird im Herbst 2019 in Berlin vorgestellt werden.

Zum Inhalt des Projektes und der Publikation:
Der deutsche Kunstraub an den europäischen Juden und der europäische Kunstraub in den Kolonien bewegen seit Jahren die internationale Öffentlichkeit. Der Kunstraub des nationalsozialistischen Deutschlands während des Zweiten Weltkrieges in den von ihm besetzten Ländern ist ein Teil des Gesamtthemas. Die Sowjetunion erlitt durch den deutschen Vernichtungskrieg hohe Verluste ihrer kulturellen Schätze. Bis heute vermissen Russland, die Ukraine und Belarus hunderttausende von Objekten, viele Fragen sind noch immer ungeklärt.
Erstmals analysiert das Buch „Raub und Rettung. Russische Museen im Zweiten Weltkrieg“ den NS- Kunstraub anhand detaillierter Fallstudien. Im Blick sind die vier Zarenschlösser bei St. Petersburg sowie die Städte Pskow und Nowgorod. Die Geschichte ihrer Verluste dokumentiert auf eindringliche Weise den Leidensweg der russischen und europäischen Kultur während des Krieges. Neu erschlossene Quellenbestände in Deutschland wie in Russland erweitern die historische Erkenntnis und rücken erstmals auch die Akteure – russische Museumsmitarbeiter/innen auf der einen, deutsche Kunsthistoriker/innen im Dienst der Wehrmacht auf der anderen Seite – in den Mittelpunkt der Betrachtung.
Das Buch ist ein russisch-deutsches Gemeinschaftswerk. Mit den untersuchten Museen gab es eine enge, höchst fruchtbare wissenschaftliche Kooperation.
Das Projekt wurde innerhalb des DRMD initiiert. Zwischen 2012 und 2014 wurde es von der VolkswagenStiftung, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Kulturstiftung der Länder finanziert.
Zu den weiteren Forschungsinitiativen des DRMD verweist Frau Dr. Kaiser-Schuster auf die Webseite der Kulturstiftung der Länder sowie deren Sonderheft in der Reihe Ars pro toto über den DRMD.

  • Kurzbericht zu laufenden Deutsch-Russischen Kooperationsprojekten:

Die russischen Fachleute Juri Piotrowski (Eremitage St. Petersburg), Kirill Firssow (Historisches Museum Moskau), Denis Schurawljow (Historisches Museum Moskau), Wladimir Tolstikow (Puschkin Museum Moskau) sowie Dr. Manfred Nawroth (Museum für Vor- und Frühgeschichte der SMB Berlin) verweisen alle auf die Besonderheiten der vertrauensvollen deutsch-russischen Zusammenarbeit, die über Jahre stetig vertieft worden ist. Ohne diese bestens funktionierenden Netzwerke der Fachseiten könnten die großartigen wissenschaftlichen Projekte und Ausstellungen nicht so erfolgreich durchgeführt werden.

Einführend weist Juri Piotrowski auf die gute deutsch-russischen Zusammenarbeit im Bereich der Archäologie hin. Stellvertretend führt er hierfür gemeinsame Forschungen der Eremitage und des Deutschen Archäologischen Instituts zu den bronzezeitlichen Silbergegenständen aus Maikop und die Zusammenarbeit des Museums für Vor- und Frühgeschichte (SMB) mit der Eremitage bei der Vorbereitung der Ausstellung „La Civilta e il Mediterraneo“ an, die in Cagliari (Sardinien) von Juri Piotrowsky und Manfred Nawroth kuratiert wurde. Weiter erwähnte zwei bedeutende Konferenzen, die erst vor kurzem durch das Archäologische Museum Frankfurt (Kaukasus) und das Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin (Kaukasus und Zentralasien) unter Einbeziehung zahlreicher renommierter Forscher organisiert wurden.

Zu dem mehrfach vorgestellten Projekt „Eisenzeit – Europa ohne Grenzen“ läuft derzeit weiterhin auf der Fachebene von deutschen und russischen Fachleuten die Abstimmung zu den über 1.600 ausgewählten Ausstellungsobjekten und zur thematischen Gliederung der Ausstellung und des Katalogs, die sehr zeit- und arbeitsintensiv ist. Arbeitssitzungen zu dem Projekt haben am 23.01.2019 in Moskau und am 08./09.04.2019 in Berlin mit Unterstützung des Petersburger Dialogs stattgefunden, bei dem letzten Treffen sind alle Partner aus den derzeit laufenden Deutsch-Russischen Kooperationsprojekten zusammengekommen. Die Hauptarbeit betrifft immer noch die Auswahl der Objekte für die Präsentationen, die Arbeiten zur Konzeption der Ausstellung und Erstellung des Katalogs. Die Ausstellung soll Ende Juni/Anfang Juli 2020 in der Staatlichen Eremitage eröffnet werden und am 27. Oktober 2020 im Staatlichen Historischen Museum Moskau.

Die Ausstellung wird sich den Kulturen des 1. Jahrtausends v. Chr. in Europas widmen. Hier werden in den antiken Schriftquellen Völkerschaften wie Kelten und Etrusker in Mittel- und Südeuropa wie auch die östlichen Steppenvölker der Skythen und Sarmaten erwähnt. Auf Grundlage der ausgewählten Objekte sollen die archäologischen Kulturphänomene jener Epochen in ihrem chronologischen und regionalen Kontext vorgestellt und dem Publikum näher gebracht werden. darüber hinaus sollen auch grenzüberschreitende Phänomene der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Kulturen anhand von Fernverbindungen, Handel, Produktionsformen, Besiedlungsmustern, Bestattungssitten oder Kunststilen herausgestellt werden. Die Ausstellung bietet hierzu eine einmalige Gelegenheit, da noch nie zuvor archäologische Funde der Vorrömischen Eisenzeit aus dem gesamten europäischen Raum zwischen Atlantik und Ural gemeinsam präsentiert werden konnten.

Dr. Hans-Dieter Bienert, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), begrüßt die intensiven deutsch/russischen wissenschaftlichen Kooperationen und sieht die grundsätzliche Bereitschaft der DFG zur Unterstützung durch Forschungsförderung mit Tagungen und Kolloquien, die auch für Eisenzeit wieder in Planung sei, wenn er auch heute keine verbindliche Zusicherung der Finanzierung machen könne.

Frau Anna Aponassenko stellt die weiteren Fortschritte in der wissenschaftlichen Kooperation zwischen der Eremitage St. Petersburg und der Antikensammlung Berlin (ANT) über ein Einzelwerk von ganz besonderer Bedeutung vor: die seit Kriegsende verschollene Skulptur „Victoria von Calvatone“ aus der Berliner Antikensammlung, die bis 1939 im Alten Museum auf der Museumsinsel Berlin zu sehen war. Sie erläutert die wichtigen und intensiven gemeinsamen Forschungen und Ergebnisse, die durch russische wie deutsche Experten zusammengetragen und ausgewertet werden konnten. Am 6. Dezember 2019 ist die Präsentation der Ergebnisse in einer Ausstellung in St. Petersburg mit zugehöriger Publikation geplant. Im Rahmen dieser Ausstellung in der Eremitage werden auch weitere Leihgaben der ANT präsentiert werden.

Denis Schurawljow berichtet zum Stand des Forschungs- und Ausstellungsprojekts „Antike Vasen“ des Historischen Museum Moskau mit der Berliner Antikensammlung (ANT). Der umfängliche Drittmittelantrag ist von der DFG im August 2018 bewilligt worden. Deutsche und internationale Experten für antike Vasen sind bereits 2018 für erste Bearbeitungen nach Moskau gereist. Weitere Arbeitstreffen der deutsch-russischen Arbeitsgruppe unter Einbeziehung internationaler Experten finden fortlaufend in Moskau und Berlin statt. Eine gemeinsam vorbereitete Ausstellung zu dem Projekt ist in Moskau für Frühjahr 2021 geplant.

Dr. Manfred Nawroth nimmt Bezug auf das der AG Kultur ebenfalls bekannte, auf der Initiative der Skulpturensammlung im Bode-Museum basierende gemeinsame Forschungs- und Ausstellungsprojekt zum Thema „Donatello und die Renaissance“ mit dem Puschkin Museum Moskau, das weiterhin sehr konzentriert läuft. Es ist das erste Projekt im Bereich der darstellenden Kunst. Diskutiert werden im Projekt von deutschen und russischen Experten gemeinsam auch die Art der Restaurierung und die Entscheidung über den Grad der Rekonstruktion. Zwei bereits restaurierte Werke werden seit Dezember 2018 im Puschkin Museum der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Kooperation gilt als Projekt mit hohem Austauschbedarf und neuen Erfahrungen in der Kooperation.
Die Ernst von Siemens Kunststiftung engagiert sich bei der Aufarbeitung und Restaurierung der brandgeschädigten Skulpturen schon seit einiger Zeit und unterstützt die Kooperation nun auch finanziell. Die in Moskau durchzuführenden Restaurierungsarbeiten werden von Seiten der Skulpturensammlung fachlich begleitet. Am Ende des Projekts soll es eine Ausstellung geben.

  • Kooperation Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD) – Tretjakow-Galerie in 2020/21 „Romantik – Träume von Freiheit“

Frau Julia Fabritius stellt die Ausstellung „Romantik – Träume von Freiheit“ vor – ein deutsch-russisches Kooperationsprojekt der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Staatlichen Tretjakow-Galerie Moskau. Sie präsentiert Meisterwerke der Romantik aus Russland und Deutschland zum ersten Mal gemeinsam, direkt aufeinander bezogen und darüber hinaus in einem gesamteuropäischen Kontext.
Im Zentrum stehen ausgewählte und bedeutende Gemälde der Romantik aus den Sammlungsbeständen des Albertinum und der Staatlichen Tretjakow-Galerie, u.a. von Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus, Alexei Wenezianow und Alexander Iwanow. Zudem veranschaulichen Manuskripte und Erstausgaben das Schaffen der Komponisten und Autoren der Romantik. Hinzu kommen besondere Gegenstände der Ära, die mit dem Leben der Künstler und anderer historischer Persönlichkeiten verbunden sind. Auf diese Weise wird die Epoche in der Vielfalt ihrer kulturellen Zeugnisse für die Besucher/innen erlebbar.
Die Ausstellung soll vom 19.10.2020 bis zum 28.02.2021 in der Neuen Tretjakow-Galerie, Krymsky Val stattfinden. In Dresden ist dann das Albertinum vom 30.04.2021 bis zum 05.09.2021 Gastgeber der zweiten Station.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Krise des Subjekts zu Beginn des 19. Jahrhunderts und der damit verbundene Kampf um Freiheit: Die freiheitlichen Ideen der französischen Revolution verbreiten sich über den ganzen Kontinent, gleichzeitig überzieht Napoleon diesen mit Krieg. Die konservativen Regierungen in Russland und den deutschen Staaten zielen darauf, Bürgerrechte einzuschränken. Dieser Zeit des Umbruchs stellen die Künstler der Romantik einen von Gefühlen dominierten künstlerischen Kosmos entgegen. Ihre Träume von Freiheit verbinden individuelle Lebensentwürfe mit gesellschaftlichen Utopien.
Im Zentrum der Präsentationen in Moskau und Dresden stehen thematisch die Grundbegriffe der Zeit, wie die Innerlichkeit und Gefühlswelten, aber auch der Kampf um freiheitliche Rechte im Bürgertum. Dabei zeigt sich, wie groß die Gemeinsamkeiten zwischen Russland und Deutschland in der gesellschaftlichen Ausrichtung sind. Trotzdem nehmen die Künstler sie sehr unterschiedlich auf und setzen sie eigenständig in ihren Bildern um.
An ausgewählten Stellen verdeutlichen Werke der aktuellen Kunst das Fortwirken der Romantik und der mit ihr verbundenen Fragen bis in die Gegenwart. Die Auswahl spiegelt sowohl ästhetische als auch inhaltliche Bezüge und zeigt auf, warum die Romantik als Beginn der Moderne gilt. Dabei zeigt sich, dass unsere Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts die gesellschaftlichen und künstlerischen Prozesse, die vor 200 Jahren initiiert wurden, fortsetzt: die Frage nach dem Subjekt, einem selbstbestimmten, freiheitlichen Leben und nach Geborgenheit in einer selbst gewählten Heimat.
Bei der nächsten Jahrestagung wird das Kooperationsvorhaben ausführlich vorgestellt und dann auch unter die ideelle Schirmherrschaft der AG Kultur des Petersburger Dialogs genommen.

  • Kooperation Kulturerbe Syrien, Irak und Iran

Prof. Dr. Stefan Weber berichtet über das Syrian Heritage Archive Project, in dem seit 6 Jahren mit Hilfe des Auswärtigen Amtes beste Dokumentationsarbeit auch in Aleppo geleistet würde. 350.000 Objekte seien digital aufgenommen und für Wissenschaftler/innen abrufbar. Eine internationale Ausstellung zu Wissensständen sei geplant.
Das Führungsprogramm mit geflüchteten Menschen „Multaka“ sei auch daraus entwickelt worden und werde derzeit zu einem internationalen Netzwerk weiterentwickelt. Gerade stehe man im Kontakt zum „Garage Museum“ in Moskau, auch dort gibt es Interesse an einer Umsetzung.

Falls die EU und Russland eine gemeinsame politische Haltung zum Krieg in Syrien entwickeln würden, ist Material vorhanden, um den Wiederaufbau von Aleppo zu verwirklichen. Weitere 1,5 Jahre Projektlaufzeit sind geplant, um auch immaterielles Kulturgut von Aleppo aufzunehmen.

  • Bericht zur Arbeit der Deutsch-Russischen MusikAkademie

Frau Tatjana Rexroth und Herr Nikolaus Rexroth präsentieren die aktuellen und erweiterten Projekte und die Planungen der MusikAkademie für 2020.

Neben einer Orchesterakademie für Kinder in Tatarstan und Berlin hat die Initiative eine große Orchesterakademie „NRW x Ural“ mit 120 Musiker/innen und mehreren Konzerten in Nordrhein-Westfalen, Kammermusikprojekte beim Kissinger Sommer und dem St. Petersburger Wirtschaftsforum sowie Orchestertourneen des Ural Philharmonic Orchestra alle bereits in diesem Jahr durchgeführt.
Darüber hinaus ist die Deutsch-Russische MusikAkademie in wichtigen Planungen für 2020 mit den Zentralthemen „250 Jahre Beethoven“ und 75 Jahre Kriegsende, worüber ein kurzer Ausblick geben wurde.

  • Schriftstellerdialog

Herr Jewgeni Wodolaskin stellt seine Ideen zur Integration der Literatur vor und sieht hierin unbegrenzte Möglichkeiten, um den aktuellen Krieg der Worte zu befrieden.

Literarische Veranstaltungen sollten in den Kreis der Aktivitäten der AG Kultur des Petersburger Dialogs einbezogen werden, da das Interesse an russischer Literatur groß sei und russische Schriftsteller einen weiten Wirkungskreis haben. Das Generalkonsulat St. Petersburg macht Veranstaltungen dazu und lädt deutsche und russische Schriftsteller/innen ein, mit denen vor Ort diskutiert wird. Literarische Treffen sollten insgesamt intensiviert werden. Auch das Goethe-Institut organsiert bereits Formate der Zusammenarbeit von deutschen und russischen Schriftsteller/innen im Literaturhaus Berlin, wozu auch Sammelbände herausgegeben werden. Schriftsteller haben Mut und Geduld und können dort ansetzen, wo die Politik versagt – dies sei seine Botschaft für die AG Kultur!

Beide Vorsitzenden der AG Kultur danken für diese Einstimmung und werden das Thema Literatur auf der Grundsatzagenda der AG behalten.

Sonstiges:

  • Informationen zu Ausstellungsidee „Kant 2024“ / Verein der Freunde Kants und Königsbergs e.V.

Frau Marianne Motherby berichtet von den Aktivitäten des Vereins und weist darauf hin, dass die Welt zum Kant-Jubiläum im Jahr 2024 auf Kaliningrad blicken wird. Sie wirbt für ein gemeinsames deutsch-russisches Projekt und erhofft sich von den teilnehmenden Institutionen in der AG Kultur Motivation, um neben Symposien u.a., Immanuel Kant mehr in die allgemeine Öffentlichkeit zu bringen. So könnte z.B. eine Wanderausstellung zu Kant, beginnend in Kaliningrad, dann an wechselnden Orten gemeinsam konzipiert und durchgeführt werden. Ihr Verein unterstützt gerne, damit das Jubiläum in 2024 ein Erfolg wird.

Prof. Parzinger und Prof. Piotrowski danken für die Initiative und unterstützen den Ansatz, das Geschichtsbewusstsein für Kaliningrad zu wecken, zu stärken und auch die Person von Immanuel Kant wieder präsenter zu machen.

  • Projekt der Staatlichen Eremitage „Militärdiplomatie“

Dr. Georgi Wilinbachow stellt das bereits in der AG Kultur bekannt Projekt seiner Ausstellungsidee vor mit dem wichtigen Thema der Militärdiplomatie, die schon im 18. Jahrhundert zwischen Deutschland und Russland zu vielen Gemeinsamkeiten geführt habe.
Deutsche Militärleitfiguren seien oftmals russische Offiziere gewesen und umgekehrt ebenso.

Neben den reichen Sammlungen an Heraldik in der Staatlichen Eremitage sei auch der Bereich der Militärmusik einzubeziehen. Viele Märsche seien von deutschen Komponisten geschrieben worden, die bis heute Aktualität haben.

Er bittet um Unterstützung bei der Suche nach Ausstellungspartnern und Präsentationsideen, da hier auch ein gutes Feld für eine deutsch-russische Kooperation liege.

Protokollführung:

Dorothea K a t h m a n n / Dr. Manfred N a w r o t h

Gebilligt von:

Deutscher Co-Vorsitzender; Prof. Dr. Hermann Parzinger

Russischer Co-Vorsitzender; Prof. Dr. Michail Piotrowski