Sitzung der AG „Kirchen in Europa“ beim 15. Petersburger Dialog 2016 in St. Petersburg

lm Rahmen des 15. Petersburger Dialogs 2016 in St. Petersburg kamen am 15. Juli zur Sitzung der Arbeitsgruppe Kirchen eine elf Personen umfassende russische Delegation und eine sieben Personen zählende deutsche Delegation zusammen. Die russische Delegation wurde geleitet von Archimandrit Filaret (Bulekow), dem russischen Koordinator der Arbeitsgruppe, der römisch-katholische Teil der deutschen Delegation von Direktor Dr. Johannes Oeldemann, zugleich deutscher Koordinator der Arbeitsgruppe, der evangelische Teil von Oberkirchenrat Dirk Stelter.

Bei seiner Begrüßung erinnerte Archimandrit Filaret an den wenige Wochen zuvor verstorbenen Wittenberger Propst Siegfried Kasparick, der Mitglied des Petersburger Dialogs seit dessen Gründung gewesen war und der sich für die deutsch-russische Verständigung schon in den Jahrzehnten zuvor engagiert hatte. Er erinnerte zudem an die Hamburger Pastorin Martina Severin-Kaiser, die noch bei der Tagung der AG Kirchen Ende Mai einen Vortrag zu christlichen Migrationsgemeinden in Hamburg gehalten hatte und viele Jahre in deutsch-russischen Kontakten aktiv gewesen war. Sie war wenige Tage vor dieser Sitzung gestorben. Filaret würdigte den Beitrag beider für den deutsch-russischen Dialog.

Zum Thema „Die Jugend und die Zukunft der Gesellschaft und der Kirchen“ stellte von deutscher Seite Oberkirchenrat PD Dr. Marin lllert aus dem Kirchenamt der Evangelischen Kirchen in Deuschland (EKD), einen evangelischen Ansatz vor. Er bezog sich dabei auf die Handreichung der EKD „Kirche und Jugend“ von 2010: Die evangelische Kirche geht davon aus, dass Jugendliche religiöse Bedürfnisse haben und zugleich sich ethisch orientieren und gesellschaftlich engagieren wollen. Angesetzt wird bei positiver Religionsfreiheit: Ausgangspunkt ist das Recht auf Religion und die Freiheit zur Religionsausübung. Mit ihrer Jugendarbeit – z.B. mit Konfirmandenunterricht, Religionsunterricht und Freiwilligem Soziales Jahr – erfüllt die Kirche einerseits einen kirchlich missionarischen Auftrag, andererseits einen staatbürgerlich-pädagogischen. Theologisch sind beide Aspekte im Bildungsbegriff begründet. Immer wieder, so die Handreichung, sind die kirchlichen Aktivitäten daraufhin zu überprüfen, ob sie der „Kommunikation des Evangeliums“ dienen. Als wichtige Aufgabe identifiziert die Handreichung es, Familien zu unterstützen.

Von russischer Seite referierte Erzpriester Konstantin Golowatzki, Vorsitzender der Jugendabteilung in der Eparchie St. Petersburg. Zum einen unterstrich er die hohe Bedeutung der Struktur für die Jugendarbeit, besonders deswegen, weil nach dem Ende der Sowjetunion, in der kirchliche Jugendarbeit verboten war, hatte neu aufgebaut werden müssen. lnzwischen gibt es eine funktionierende Struktur – von der im Jahr 2000 durch den Synod eingerichteten und von einem Bischof geleiteten gesamtkirchlichen Jugendabteilung bis zur Jugendarbeit in den Gemeinden. Zum anderen berichtete er von der Praxis der Jugendarbeit in seiner Diözese. Zweimal im Jahr organisiert er Maßnahmen für aktuelle und potentielle Multiplikatoren in der Jugendarbeit, Ein wichtiger Punkt ist hierbei der wechselseitige Austausch über den Glauben. Da Jahr über bietet die Diözese verschiedene Veranstaltungen an: im Frühjahr ein Symposium für Delegierte aus den Gemeinden, im Sommer Camps, im Herbst Konferenzen, teilweise in Schulen. Hinzu kommen Aktivitäten in den Bereichen Spiritualität (z.B. Kreuzwege), Sport und Kreativität. Leitend ist es, Werte zu vertreten, die für das Leben allgemein nützlich sind.

Dirk Stelter