Sitzung der AG Bildung und Wissenschaft, Berlin, 2.-4. Mai 2017

Seit Bestehen der AG bemüht sich diese um Brückenbildungen zwischen Bildung und Wissenschaft zur wechselseitigen Weiterentwicklung zivilgesellschaftlicher Anliegen in beiden Ländern. Die jetzige Sitzung fand vor dem Hintergrund fortbestehender gesellschaftlicher, technischer, politischer und wirtschaftlicher Herausforderungen statt.

  1. Begrüßung/Einleitung

Folgerichtig von daher die eingangs gestellten Fragen:

  • Was kann man tun, was kann ein Forum wie unseres tun, um trotz Krisen einen Dialog aufrechtzuerhalten oder gar zu intensivieren?
  • Kann Wissenschaft und wissenschaftlicher Austausch über Staatsgrenzen hinweg vor diesem Hintergrund gegenwärtig zivilgesellschaftlich Prozesse voranbringen?

In der Forderung nach einer stärkeren Kommerzialisierung, nach einer stärkeren Sichtbarkeit und Anwendungsbezogenheit wissenschaftlicher Forschung und Lehre, fanden diese Gedankengänge/Fragen ihren ersten Niederschlag.

Nur durch Bestehen der Praxistauglichkeit könne den anstehenden, erforderlichen Transformationsprozessen in allen relevanten Feldern der Gesellschaft mittels wissenschaftlicher Arbeitsinstrumentarien Rechnung getragen werden.

Zu diesen Feldern zählen insbesondere Nachhaltigkeitsfragen, Technisierung, Energie, Ressourcen und Rohstoffschonung, gesellschaftliches Auskommen, Friedenssicherung.

Dies setzt u.a. voraus, politische, wirtschaftliche, technische und gesellschaftliche Herausforderungen im Rahmen von Transformationsprozessen nicht als Bedrohungen zu verstehen, sondern als gestaltbare Veränderungsprozesse mit Chancen und Risiken.

Dazu zählt das Aufbrechen von Denkgewohnheiten, vertrauten Wahrnehmungsmustern und Bedeutungszuschreibungen. Es beinhaltet desweiteren die Einladung zum Spielerischen, zum Vertrauten, aber auch die Auseinandersetzung mit Befremdlichen in Kultur und Subkulturen und ihren jeweiligen disruptiven Elementen. Eine Konfrontation, mit der sich Wirtschaftsunternehmen, wie z.B.  die Deutsche Bahn mit ihren gegenwärtigen Mobilitätskonzepten, Corporate-Design und ihrer Unternehmenskultur strategisch und operativ auseinandersetzen müssen. Eine zukunftsweisende Systementwicklung zur Absicherung oder gar Ausweitung bestehender Geschäftsfelder verlangt auch Bereitschaft zum Umdenken. Denn Systementwicklung ist nur möglich unter Hereinnahme disruptiver Elemente!

  1. Arbeitsplan 2017

2.1 Migration

  • Die AG widmet dem brisanten Thema mit vielen ungelösten Fragen seit langem eine UnterAG.
  • Strittig ist die Entwicklung nachhaltiger Parameter, solcher also, die eine reine Wirtschaftsbetrachtung überschreiten, um den Einwanderungsbedarf einer Gesellschaft zu klären. Vonnöten ist, neben der Faktenbetrachtung, aufgrund rückläufiger Bevölkerungszahlen, wie in Russland und Deutschland, ein gesellschaftlicher Diskurs.
  • Wo haben wir gesellschaftliche Defizite, die mit Migration gelöst werden müssen?

Nachweislich haben beide Staaten in bestimmten Bereichen (mittlerer Bildungssektor) große Nachwuchsprobleme. – Problem von Ausbildung, die nicht auf die tatsächlichen Entwicklungen reagiert.

  • Frage: weshalb ist die Furcht vor rückläufigen Zahlen so groß?
  • Anmerkung: Bis vor etwa eineinhalb Jahren 1,5 Jahren wurde es in der AG als deutsch-französisch-russisches Thema behandelt; unterschiedliche Modelle diskutiert. Jetzt nur noch deutsch-russisch.

Vorgesehen ist noch in diesem Jahr (zweite Jahreshälfte) dazu eine Sitzung der UnterAG in Deutschland durchzuführen. Der konkrete Termin wird noch verabredet.

2.2. Energie/Rohstoffe

  • Auch dieses Thema ist seit längerem Betrachtungsgegenstand der AG. Vorrangig geht es auch um die Erstellung eines Curriculums zu Energiefragen unter Einbeziehung interessierter Hochschul- und Wissenschaftseinrichtungen. Eine Verzahnung mit dem Deutsch-Russischen Rohstoff-Forum erscheint sinnvoll.
  • Wasser – Lebensspender, und Kriegstreiber der Zukunft? – benötigt eine eigene Plattform, die die AG hatte, die aber etwas in „Vergessenheit „geraten ist. Es wird angestrebt, das Thema 2018 wieder zu forcieren.
  • Weiterführende Kooperationsvereinbarungen zwischen Universitäten und Industrie sollen angestrebt werden.

2.3. Städtepartnerschaften/Regionale Entwicklung

  • Das Thema wird vorrangig vom Deutsch-Russischen-Forum in Zusammenarbeit mit der Gesellschaftskammer Russlands u.a. bearbeitet. Nächster Termin ist die Städtepartnerschaftskonferenz in Krasnodar (28.-30.6.20179:

2.24. Infrastrukturentwicklung

  • Stichworte dazu, deren Besprechung aus zeitlichen Gründen zurückgestellt wurde:: Rohstoff-Verwertung; Rohstoff-Recycling, Anwendung neuer Konstruktionstechnologien wie BIM. (Building Information Modeling (BIM) bezeichnet eine Methode, Bauwerke über ihren gesamten Lebenszyklus mit all ihren relevanten Informationen abzubilden. (in Anwendung bei der Deutschen Bahn u.a.

2.5. Kommerzialisierung wissenschaftlicher Ergebnisse: Wissens-Transfer

  • Ohne Anwendungsbezug ist eine erfolgreiche Kommerzialisierung von Forschung nicht machbar.
  • Zunehmend setzt sich in Deutschland im Universitätsbereich neben Forschung &Lehre der Wissens-Transfer in Wirtschaft/Industrie durch.

2.6. Kooperationen /Synergien/Neugründung

Die im Rahmen der allgemeinen Themendebatte angestellten Überlegungen wiesen wiederholt auf die Notwendigkeit hin, die Ressourcen und Kräfte bestehender Institutionen zu bündeln bzw. sorgsam abzustimmen: Jugendforum, Deutsch-russisches Forum, Wissenschaftseinrichtungen.

  • Des Weiteren wurde darauf hingewiesen, dass eine Vielzahl gesellschaftlich relevanter Fragestellungen einer dauerhaften Bearbeitung bedürfen. Kontinuität in der themenbezogenen Arbeitsweise folglich, die der Petersburger Dialog aufgrund seiner Konzeption jedoch kaum leisten kann; praktisch ist nur möglich zunächst UnterAGs zu bilden und dann die Themen auszugliedern, wie z.B. DR Jugendstiftung, Rohstoff-Forum etc.

2.7.  Formulieren eindeutiger Aufgabenstellungen der Hochschulen an Bildungsinhalte

  • Der Bildungsauftrag muss neu justiert werden. Wissens-Aneignung und geistige Haltung zum Wissens-Erwerb sowie seiner Anwendung setzen umfangreiche, sich ergänzende curriculare Ausbildungs-Module voraus. Vermeintlich fehlende Erziehung zur Selbstständigkeit der Ausbildungskandidaten stellt ein großes Problem dar und verursacht eingeschränkte Innovationsfähigkeit.
  • Entwicklung passgenauer Ausbildungs-Tools an der Verzahnung von Ausbildung und Arbeitsstelle. Schaffen weiterer Ausbildungsplätze für Berufsausübende nach dem Vorbild des dualen Systems.
  • Dem Thema soll sich auch die Task Force „Universität 2020“ annehmen.

2.8. Austausch im Bereich der beruflichen Bildung

  • Bisher zwischen Deutschland und Russland nur schwach organisiert vorhanden.
  • Austausch von Nachwuchskräften – läuft seit einem Jahrzehnt gut.  Zeigt, dass Austauschprogramme sich prinzipiell gut institutionalisieren lassen.
  • Schwieriger ist es hingegen, dauerhaft die nötige Finanzierung aus der Wirtschaft zu bekommen; Austauschprogramme in diesem Bereich sind recht teuer.
  • Problem rückläufiger Sprachkenntnisse in Deutschland und Russland: erschwert den Austausch in vielen Berufszweigen.

2.9. Weitere Themenvorschläge/Termine

-100-Jahre Russ. Revolution (noch kein Termin verabredet)

-16.-18.6.2017, Moskau, UnterAG Energiefragen am Rande des Bilateralen Rundtischgespräches

-Sept./Okt. 2017, St. Petersburg, UnterAG Digitale Transformation

– 23.-24.11.2107, Berlin, AG-Sitzung am Randes des 16. Petersburger Dialoges

-Nov./Dez., Bonn (?), UnterAG Migration

  1. Schwerpunktthema: Digitale Transformation

Einen Einblick in die Welt einer digitalisierten Zukunft jenseits alltäglicher  und gängiger Vorstellungskraft gewährten die von der Exponential University Group (XU Group) in deren Räumen  durch mehrere vorgestellte  Konzepte und Arbeitsergebnisse (s. dazu “Sonderprogramm“)

Es wurde, dass wir die vorgestellten Inhalte untrennbar mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen zu tun haben, die dringend einer interdisziplinären, anwendungsorientierten wissenschaftlichen Begleitung bedürfen. Es geht um Menschen und um inhaltliche Vermittlungen zu Vorgängen, wie man diese begeistern oder gar mitnehmen kann. Es geht um Positionen, Meinungen, Vorbehalte, Einstellungen und Lernfähigkeit. Es geht um die Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen bzw. einlassen zu können. (Es geht um das Verstehen von Belastungs- und Drehgrenzen: bis hierhin und nicht weiter!).

Die XU-Group leistet hierzu bereits jetzt im Rahmen ihrer Weiterbildungsprogramme beachtliches. Zudem baut sie eine fachspezifische Hochschule in Potsdam auf, die sich derzeit im Akkreditierungsprozess befindet, der bis Sommer 2017 abgeschlossen sein soll. Mit beiden Programmbereichen ist die XU-Group bereits international vernetzt und strebt eine Ausweitung der Zusammenarbeit an.

In diesem Rahmen wurde bereits während der letzten AG-Sitzung in St. Petersburg eine Konkretisierung der Zusammenarbeit auf den Weg gebracht. Diese wurde jetzt konkretisiert mit

der Unterzeichnung eines MoU zwischen der XU-University, dem Alma Mater Europaea der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie der staatlichen Universität St.Petersburg. Beide Seiten werden weitere interessierte fachbezogene Einrichtungen aus ihren Ländern in die Programme einbeziehen. Zur operativen Umsetzung werden beide Seite kurzfristig je 3 Personen für eine UnterAG benennen.

An diesem Programmteil nahm auch der Vorsitzende des (deutschen) Lenkungsausschusses des Petersburger Dialoges, Herr Pofalla, teil. Er betonte in seinem Beitrag die bisherige konstruktive wie positive Arbeit der AG, die auch weiterhin vom Lenkungsausschuss unterstützt werde. Auch mit Blick auf seine beruflichen Aufgabenbereiche unterstrich er sein lebhaftes Interesse an der “Digitalen Transformation“ als gesellschaftlichem Prozess, der einen deutlichen Strukturwandel unausweichlich nach sich ziehen werde. Diesen wissenschaftliche und bildungsmäßig zu begleiten, sei eine sehr lohnenswerte, aber auch notwendige Aufgabe.

Gez.

Prof. Dr. Bergmann                                                  Prof. Dr. Maximzev