Ökologie und Ethik – Tagung der AG Kirchen in Europa, St. Petersburg, 26./27. April 2012

Am 26./27. April 2012 fand in St. Petersburg eine internationale, interdisziplinäre Konferenz zu Fragen der Ökologie statt. Vertreter orthodoxer, evangelischer und katholischer Kirchen und verschiedener gesellschaftlicher Organisationen aus Russland, Finnland, Dänemark, Estland, Lettland, Weißrussland, der Ukraine und Deutschland trafen sich, um geistliche und ethische Dimensionen des Themas zu beraten.

Die Konferenz wurde in Zusammenarbeit der Arbeitsgruppe „Kirchen in Europa“ des Petersburger Dialoges, des Kirchlichen Außenamtes der Russischen Orthodoxen Kirche, des Orthodoxen Instituts für „Missiologie, Ökumenismus und neue Religiöse Bewegungen“ in St. Petersburg und dem Wasserwirtschaftsunternehmen „Vodokanal“ St. Petersburg organisiert. Im interdisziplinären und interkonfessionellen Austausch kamen Aspekte von Schöpfungstheologie und ökologischer Ethik, Architektur und Städteplanung, Archäologie und Bildung in den Blick. Darüber hinaus ging es auch um praktische kirchliche Projekte und politische Initiativen sowie Fragen des Umweltmanagements.

Von deutscher Seite referierten Dr. Jochen Ostheimer von der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMU München über „Nachhaltigkeit als Leitprinzip theologischer Umweltethik“ und Siegrun Höhne von der Evangelischen Akademie Wittenberg über „Kirchliche Umweltinitiativen in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland“. Das Engagement der Russischen Orthodoxen Kirche in diesem Bereich verdeutlichten die Vorträge von Erzpriester Vladimir Fedorov, in dessen Händen die Vorbreitung der Konferenz im Wesentlichen lag, sowie von Nadezhda Romanova, der Vorsitzenden einer zivilgesellschaftlichen Initiative für „Geistlich-Ökologische Erneuerung“ in St. Petersburg. Diese überregionale Organisation bemüht sich um die Förderung von Aktivitäten und um die Zusammenarbeit vieler, ganz unterschiedlicher Organisationen und Gruppierungen in der russischen Gesellschaft. Das diese Initiativen verbindende Ziel besteht darin, der Bewahrung der Natur und des Lebens auf dieser Erde zu dienen, wobei die jeweiligen ethisch-moralischen Grundsätze zum Fundament des gemeinsamen Handelns werden. Sehr aufschlussreich für die teilnehmenden Gäste waren Informationen über die kirchliche Arbeit vor Ort. In zahlreichen orthodoxen Gemeinden werden inzwischen auf Initiative des Moskauer Patriarchats sogenannte „Ökologische Zentren“ eingerichtet, in denen junge Menschen mit den Problemen der Bewahrung der Schöpfung vertraut gemacht werden.

Umrahmt wurde das Tagungsprogramm durch die Eröffnung einer Bilderausstellung über die berühmte Klosterinsel Valaam, ein Konzert mit geistlicher Musik aus West- und Osteuropa sowie einen Besuch im „Wassermuseum“ von Vodokanal. Dieser gab einen Einblick in die Geschichte der Wasserversorgung von St. Petersburg mit seinen spezifischen Problemen im Zusammenhang mit dem überaus wasserreichen Standort der Millionenmetropole. Dabei wurden die Anstrengungen in jüngster Zeit zur Versorgung mit sauberem Wasser, aber auch zur Entsorgung von Schmutz- und Brauchwasser veranschaulicht. In der Mitte stand eine beeindruckende mediale Demonstration der Kräfte und Potenziale des Wassers, das alles übrige Leben auf dieser Erde überhaupt erst ermöglicht, aber auch unsägliches Unheil bringen kann.

Mit dieser Tagung wurde der wichtige Zusammenhang von spirituellen und ethischen Fragen und der Bewahrung der Schöpfung ins Bewusstsein gerückt und die Aufmerksamkeit für einen verantwortlichen Umgang mit der Umwelt gestärkt. Die Teilnehmenden planen, das wichtige Thema in Zusammenarbeit verschiedener Initiativen im baltischen Raum weiterzuentwickeln.