KARENINA #1 „Baut ein Deutsch-Russisches Jugendwerk auf“

KARENINA #1

„Baut ein Deutsch-Russisches Jugendwerk auf“

Eine Initiative will junge Menschen zusammenbringen, um die Entfremdung zu überwinden

Jugendwerke sind seit viele Jahren ein bewährtes Instrument der Völkerverständigung und des bildungspolitischen Austauschs über Grenzen hinweg. So wird das Deutsch-Französische Jugendwerk häufig als das „schönste Kind des Élysée-Vertrags“ genannt. Es ist zur Erfolgsgeschichte geworden. Die Begegnungen junger Menschen aus Deutschland und Frankreich seit 1963 halfen, Misstrauen und Entfremdung zwischen den einstigen „Erbfeinden“ zu überwinden.

Wachsende Entfremdung kennzeichnet heute die deutsch-russischen Beziehungen. So wie damals Konrad Adenauer und Charles de Gaulle oder Helmut Kohl und Tadeusz Mazowiecki 1991 bei der Gründung des Deutsch-Polnischen Jugendwerks setzen heute 80 Persönlichkeiten aus Kultur und Politik auf die heilende, aufbauende Kraft der Jugend. Sie haben einen Appell der „Initiative für ein Deutsch-Russisches Jugendwerk“ der Europäischen Gesellschaft e. V. (Potsdam) an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Wladimir Putin unterzeichnet und fordern: „Baut ein Deutsch-Russisches Jugendwerk auf.“

Prominente Unterstützer

Zu den Unterzeichnern gehören Schriftsteller Martin Walser, der gerade verstorbene Günter de Bruyn und Navid Kermani, die Dirigenten Justus Frantz und Ludwig Güttler, die Journalistinnen Elisabeth von Thadden, Kerstin Holm, Lea Rosh und Alice Schwarzer, die Regisseure Peter Stein, Volker Schlöndorff, Katharina Thalbach und Florian Henckel von Donnersmarck, die Vertreter der Geistlichkeit Bischof Stäblein, Rabbiner Homolka und Metropolit Mark, die Politiker Otto Schily, Edmund Stoiber, Sebastian Gemkow und Markus Meckel sowie die Historiker Jörg Barberowski und Stefan Plaggenborg. Auch Irina Scherbakowa, Gründerin der Menschenrechtsorganisation „Memorial Russland“ sowie der Dichter Vyacheslav Kupriyanov haben sich angeschlossen.

Seit 1963 hat das deutsch-französische Jugendwerk die „größte Völkerwanderung in Friedenszeiten“ ausgelöst. Adenauer hatte zuvor gesagt, nur wenn Franzosen und Deutsche sich kennenlernen, miteinander leben und arbeiten, würde es möglich sein, „das überkommene Misstrauen zu überwinden, das in der Vergangenheit immer wieder die furchtbarsten kriegerischen Konflikte verursacht hatte“. Und er dachte dabei an junge Menschen aller Schichten.

De Gaulle hatte 1962 geantwortet: „Es dürfte nicht schwer sein, in einem Jahr eine Million deutscher Jugendlicher nach Frankreich und im nächsten Jahr eine Million junge Franzosen nach Deutschland zu bringen.“

Der kulturellen Entfremdung entgegenwirken

Nun soll ein Deutsch‐Russisches Jugendwerk der kulturellen Entfremdung von Deutschen und Russen in Europa entgegenwirken und, so die Initiatoren, „Brücken in die Zukunft“ bauen. „Russland gehöre zur europäischen Völkerfamilie“, schreiben sie, „die klassische russische Kultur – ihre Literatur, Musik und Kunst – ist eine Stimme in der europäischen Vielstimmigkeit.“ Die Geschichte müsse als Auftrag für die Zukunft verstanden werden. Junge Menschen auf beiden Seiten müssten „ein gemeinsames, realistisches Bild über die Vergangenheit und die Gegenwart entwickeln. Nur aus Begegnung und eigenem Erleben heraus kann Wertschätzung erwachsen. Nur so wird es möglich sein, die Zukunft gemeinsam und mit neuen Impulsen zu gestalten.“

Das sagt die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch

Es existiert allerdings bereits eine sehr erfolgreiche Organisation, die seit 2004 jährlich tausenden von deutschen und russischen Jugendlichen ermöglicht, das jeweils andere Land kennenzulernen: Die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch mit Sitz in Hamburg, die mit staatlicher Unterstützung beider Seiten ins Leben gerufen wurde. Gemessen an ihren gewaltigen Aufgaben habe man sie allerdings mit zu bescheidenen Mitteln ausgestattet, bemängeln die Initiatoren.

Auch die Stiftung beklagt, dass die zur Verfügung stehenden Mittel „bei weitem nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. In den letzten Jahren stagniere die Förderquote im außerschulischen Bereich bei 55 Prozent. Auch die bestehenden Visabestimmungen seien gerade für den Jugendaustausch „eine enorme organisatorische und finanzielle Hürde“. Außerdem mangele es in den überregionalen Medien an Aufmerksamkeit für dieses Thema. Die Öffentlichkeit würde viel zu wenig darüber erfahren, wie gut die Zusammenarbeit im Jugendaustausch selbst in diesen politisch schwierigen Zeiten noch funktionieren würde.

In einer ersten Reaktion auf die neue Initiative für ein Jugendwerk heißt es in einem „Positionspapier“ der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch, sie begrüße private Initiativen ausdrücklich, „die den Jugendaustausch zwischen Deutschland und Russland unterstützen wollen“.  Allerdings warnt die Stiftung auch vor der Gefahr einer Zersplitterung der Kräfte: Neue Initiativen sollten „nicht parallel zu den bestehenden Strukturen etabliert werden“. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass es noch keine funktionierende Einrichtung im deutsch-russischen Jugendaustausch gebe. Vielmehr gehe es jetzt um die Bündelung der Kräfte, um dieses wichtige Thema stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksam in beiden Ländern zu rücken.

 

DOKUMENTATION

Die Presseerklärung der Initiative für ein Deutsch‐Russisches Jugendwerk im Wortlaut

Die Welt verändert sich rasend schnell, dabei sieht sich Europa wachsenden Spannungen und Gefahren gegenüber. In dieser Situation sind Vernunft, Augenmaß und Zuversicht gefordert. Das gilt auch für die deutsch‐russischen Beziehungen, die von zunehmender Entfremdung gekennzeichnet sind. Deshalb appellieren über 80 herausragende Persönlichkeiten aus Kultur und Politik an Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Putin: Baut ein Deutsch‐Russisches Jugendwerk auf.

Dazu gehören die Schriftsteller Martin Walser, der gerade verstorbene Günter de Bruyn und Navid Kermani, die Dirigenten Justus Frantz und Ludwig Güttler, die Journalistinnen Elisabeth von Thadden, Kerstin Holm, Lea Rosh und Alice Schwarzer, die Regisseure Peter Stein, Volker Schlöndorff, Katharina Thalbach und Florian Henckel von Donnersmarck, die Vertreter der Geistlichkeit Bischof Stäblein, Rabbiner Homolka und Metropolit Mark, die Politiker Otto Schily, Edmund Stoiber, Sebastian Gemkow und Markus Meckel sowie die Historiker Jörg Barberowski und Stefan Plaggenborg. Auch Irina Scherbakowa, Gründerin der Menschenrechtsorganisation „Memorial Russland“ sowie der Dichter Vyacheslav Kupriyanov haben sich angeschlossen.

Der Entfremdung entgegenwirken

Ein Deutsch‐Russisches Jugendwerk wirkt der kulturellen Entfremdung von Deutschen und Russen in Europa entgegen. Gerade in schwierigen Zeiten baut ein Jugendwerk Brücken in die Zukunft. Erfolgreichstes Beispiel ist das Deutsch‐Französische Jugendwerk, das in der feindseligen Atmosphäre der Nachkriegszeit entstand und entscheidende Weichen für die deutsch‐französische Verständigung gestellt hat.

Finanzielle Mittel für Jugendaustausch erhöhen

Ein starker Jugendaustausch hilft der langfristigen Friedenssicherung. Doch junge Menschen können ihre Rolle als friedenserhaltende und gestaltende Kraft nur ausfüllen, wenn eine finanzstarke Organisation sie dabei unterstützt. Die z.B. in der Stiftung deutsch‐russischer Jugendaustausch bisher eingesetzten Mittel stagnieren seit über 10 Jahren auf einem unteren Niveau. Sie decken weder die aktuelle Nachfrage nach Austausch, noch können neue Themen erschlossen werden. Auch Inklusion oder mehr regionale Initiativen werden nicht ermöglicht.

Im gesamteuropäischen Interesse

Initiator des Appells ist die Europäische Gesellschaft e.V. mit Sitz in Potsdam. Die Initiatoren beobachten, wie in Russland das Interesse an Europa – ähnlich wie in Amerika – zu Gunsten einer Hinwendung gen Asien sinkt. Es gilt europäische Lösungen wichtiger Zukunftsaufgaben gemeinsam aufzuzeigen, Dialog, Austausch und Kooperation zwischen Menschen und Kulturen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Gründung eines Jugendwerks bietet hierfür eine langfristige Perspektive und liegt im gesamteuropäischen, also auch im deutschen Interesse.

Beiliegend der Appell und die Liste der Unterzeichner zur Errichtung eines Deutsch‐Russischen Jugendwerks.

Ansprechpartner: Europäische Gesellschaft e.V. – www.europaeischegesellschaft.de

Dr. Thilo von Trotha, Telefon 0172‐215 3537 / Jürgen Graalfs, Telefon 0331‐280 5899

Appell zur Gründung eines Deutsch‐Russischen Jugendwerks 

Russland gehört zur europäischen Völkerfamilie. Die klassische russische Kultur – ihre Literatur, Musik und Kunst – ist eine Stimme in der europäischen Vielstimmigkeit.

Die historischen Verbindungen zwischen Russland und Deutschland sind weitreichend. Schreckliche Ereignisse gehören dazu, so wie auch Zeiten des intensiven kulturellen, wissenschaftlichen und zwischenmenschlichen Austauschs. Unsere Geschichte muss vor allem als Auftrag für die Zukunft verstanden werden. Es ist wichtig, dass junge Menschen in Deutschland und Russland ein gemeinsames, realistisches Bild über die Vergangenheit und die Gegenwart entwickeln. Nur aus Begegnung und eigenem Erleben heraus kann Wertschätzung erwachsen. Nur so wird es möglich sein, die Zukunft gemeinsam und mit neuen Impulsen zu gestalten.

Es ist an der Zeit aus den Ereignissen von 1989, 1990 und 1991, die unsere Länder transformiert haben, neue Chancen und Möglichkeiten für kommende Generationen zu entwickeln. Austausch und Begegnungen deutscher und russischer Jugendlicher sollen auf allen Ebenen intensiviert und in großer Breite ermöglicht und gefördert werden, wie das Deutsch‐Französische‐Jugendwerk oder das Deutsch‐Polnische‐Jugendwerk Begegnungen und Austausch zwischen Jugendlichen ermöglicht und fördert. Die Verbindungen zwischen jungen Menschen in Deutschland und Russland sollen eine natürliche Selbstverständlichkeit werden. Jetzt ist die Zeit zum Handeln.

Wir appellieren an die Bundesregierung und die Regierung der Russischen Föderation, die Bundeskanzlerin und den Premierminister der Russischen Föderation, den Bundestag und die Staatsduma, den Bundespräsidenten und den Präsidenten der Russischen Föderation, ein Deutsch-Russisches Jugendwerk zu gründen.

 

Europäische Gesellschaft e.V.

Übersicht Erstunterzeichner Initiative Deutsch-Russisches Jugendwerk

Nikolai Artemoff, Erzpriester

Prof. Dr. Martin Aust, Institut Osteuropäische Geschichte Uni Bonn

Prof. Dr. Jörg Baberowski, Osteuropa-Historiker und Gewaltforscher an der HU

Benjamin Bidder, Journalist, ehem. Osteuropakorrespondent

Prof. Dr. Peter Brandt, Historiker und Publizist

Dr. Günter de Bruyn†, Schriftsteller

Dr. Hans Christoph Buch, Schriftsteller, Übersetzer, Essayist, Reporter

Hugo Diederich, Bundesgeschäftsführer Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V.

Eberhard Diepgen, Regierender Bürgermeister a.D.

Frank Ebbecke, Autor Moskauer Deutsche Zeitung, Chefredakteur

Prof. Dr. Etienne Francois, Historiker, Direktor Centre Marc Bloch

Justus Frantz, Dirigent

Prof. Dr. Christoph Garstka, Lotman-Institut für russische Kultur der Ruhr-UniBochum

Sebastian Gemkow, Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft

Dipl.-Ing. Arch. Dieter Graalfs, Unternehmer

Prof. Dr. Theocharis Grigoriadis, Wirtschaft Osteuropa FU Berlin

Prof. Durs Grünbein, Lyriker, Essayist, Übersetzer

Prof. Ludwig Güttler, Trompeter, Dirigent

Prof. Dr. Helmut Hahn, Ausl. Mitglied der Russ. Akademie der Wissenschaften,

Vorsitzender Koch-Metschnikow-Forum e.V.

Dieter Hallervorden, Entertainer, Leiter und Regisseur Schloßparktheater

Sibylle Havemann, Psychologin

Christoph Hein, Schriftsteller

Florian Graf Henckel von Donnersmarck, Filmregisseur

Prof. Peter Hörr, Cellist

Kerstin Holm, Journalistin und Autorin, Redakteurin

Prof. Walter Homolka, Rabbiner, Uni Potsdam

Wladimir Kaminer, Schriftsteller

Dr. Navid Kermani, Schriftsteller, Publizist, Orientalist

Prof. Matthias Köppel, Maler

Stephan Krawczyk, Liedermacher

Vyacheslav Kupriyanov, Dichter und Rilkeübersetzer ins Russische

Metropolit Mark, Metropolit von Berlin und Deutschland

Udo Marin, GF Verein Berliner Kaufleute und Industrieller e.V.

Markus Meckel, eh. Präsident dt. Kriegsgräber

Ruth Misselwitz, Pfarrerin

Martin Mosebach, Schriftsteller

Armin Mueller-Stahl, Schauspieler, Musiker, Maler, Schriftsteller

Dr. Christian Neef, Osteuropakorrespondent, Autor für Russland und Osteuropa

Prof. Dr. Jascha Nemtsov, Pianist und Musikwissenschaftler

Prof. Dr. Heinz Ohme, Kirchenhistoriker und Ostkirchenkundler

Haralampi G. Oroschakoff, Maler

Prof. Dr. Werner J. Patzelt, Politikwissenschaftler

Prof. Dr. Stefan Plaggenborg, Osteuropa-Historiker Ruhr-Universität

Boris Reitschuster, Journalist, Sachbuchautor, Osteuropaexperte

Prof. Dr. Andreas Renner, Lehrstuhl für Russland-Asien-Studien

Yury Revich, Geiger

Dr. Sigurd Immanuel Rink, Theologe, ev. Militärbischof

Lea Rosh, Journalistin, Direktorin a.D.

Dr. Eberhard Sasse, Unternehmer

Prof. Dr. Irina Scherbakowa, Germanistin, Historikerin, Kulturwissenschaftlerin

Dr. Henning Scherf, Rechtsanwalt, Bürgermeister a.D.

Dr. Otto Schily, Rechtsanwalt, Bundesminister a.D.

Volker Schlöndorff, Filmregisseur

Alice Schwarzer, Verlegerin

Bernd Schultz, Villa Grisebach

Hanna Schygulla, Schauspielerin

Dr. Thomas A. Seidel, Theologe, Vorsitzender Internationale Martin Luther Stiftung

Hubert Seipel, Journalist

Dr. Christian Stäblein, Bischof der EKBO

Peter Stein, Theater-, Opern- und Filmregisseur

Dr. Edmund Stoiber, Bayerischer Ministerpräsident a.D.

Dr. Simon Strauß, Historiker, Schriftsteller, Journalist

Prof. Dr. Horst Teltschik, Politiker, Mitarbeiter und Berater von Helmut Kohl

Prof. Dr. Peter Trawny, Philosoph, Leiter Martin-Heidegger-Institut

Alexander van Dülmen, Filmproduzent

Dr. Antje Vollmer, Vizepräsidentin Bundestag a.D.

Dr. Andrea von Knoop, Ehrenpräsidentin der Deutsch-Russischen

Auslandhandelskammer (AHK) Moskau

Prof. Dr. Joachim von Puttkamer, Osteuropahistoriker und Co-Direktor Imre

Kertész Kolleg

Alexandra von Rehlingen, Publizistin

Britta Taddiken, Pfarrerin Thomaskirche Leipzig

Katharina Thalbach, Schauspielerin, Regisseurin

Elisabeth von Thadden, Journalistin “

I.D. Gloria Fürstin von Thurn und Taxis, Unternehmerin

Dr. Martin Walser, Schriftsteller

Prof. Dieter Weirich, Intendant a.D. Sender Deutsche Welle

Hans-Eckardt Wenzel, Liedermacher

Prof. Dr. Andreas Wirsching, Institut für Zeitgeschichte München-Berlin

Christian Wolff, Pfarrer i.R.

Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate, Unternehmensberater, Publizist

Achim Greser / Heribert Lenz, Karikaturistenduo

 

 

DOKUMENTATION

Das Positionspapier der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch zur Initiative zur Gründung eines Deutsch-Russischen Jugendwerkes im Wortlaut

 

Am 21. Dezember 2004 wurde in Schleswig das Deutsch-Russische Abkommen über jugendpolitische Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation unterzeichnet. Es bildet die Grundlage für den außerschulischen, schulischen und beruflichen Jugendaustausch zwischen beiden Ländern.

Mit der Unterzeichnung des Abkommens haben sich beide Seiten verpflichtet, die Entwicklung enger Verbindungen und Beziehungen zwischen den Jugendlichen beider Länder durch Begegnungen und Austausch zu fördern, in Übereinstimmung mit den jeweiligen innerstaatlichen Bestimmungen. Auf beiden Seiten wurden Koordinierungsbüros eingerichtet, die den Jugendaustausch finanziell und beratend unterstützen, Veranstaltungen zur Vernetzung und Qualifizierung durchführen und Hilfe bei der Organisation von Visa anbieten.

Die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch mit Sitz in Hamburg erfüllt die Aufgabe des deutschen Koordinierungsbüros und wurde 2006 in öffentlich-privater Partnerschaft vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Freien und Hansestadt Hamburg auf öffentlicher und von der Robert Bosch Stiftung und dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. auf privater Seite gegründet. In ihrer Funktion als Gesellschafter tragen sie bis heute die Aktivitäten der Stiftung.

Seit ihrer Gründung bringt die Stiftung pro Jahr ca. 17.000 Schülerinnen und Schüler, Jugendliche, Auszubildende und Lehr- und Fachkräfte aus Deutschland und Russland in konkrete Begegnungen mit dem jeweils anderen Land, seinen Menschen, seiner Sprache und seiner Kultur. In den letzten 15 Jahren haben mehr als 200.000 junge Menschen an den geförderten Projekten der Stiftung teilgenommen. Dafür stehen ihr pro Jahr im Bereich des außerschulischen Austauschs 2 Millionen Euro und im Bereich des schulischen sowie beruflichen Austauschs bis zu 640.000 Euro Fördermittel zur Verfügung. Mit dem Russischen Koordinierungsbüro für die Jugendzusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland wird eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit in allen Bereichen gepflegt, die auch in außenpolitisch schwierigen Zeiten ungetrübt geblieben ist.

Die Stiftung begrüßt Initiativen, die den Jugendaustausch zwischen Deutschland und Russland unterstützen wollen. Insbesondere gibt es drei Bereiche, die den Jugendaustausch einschränken: Erstens reichen die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel der Stiftung bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. In den letzten Jahren lag die Förderquote im außerschulischen Bereich bei 55%. Zweitens sind die bestehenden Visabestimmungen trotz der Erleichterungen, die es für den Jugendaustausch gibt, eine enorme organisatorische und finanzielle Hürde. Drittens ist die Aufmerksamkeit in den überregionalen Medien für die positiven Entwicklungen deutsch-russischen Jugendaustausch zu gering, so dass die breite Öffentlichkeit wenig von der sehr guten Zusammenarbeit erfährt.

Neue Initiativen sollten aber nicht parallel zu den bestehenden Strukturen etabliert werden. Die bisherige Initiative der Europäische Gesellschaft e.V. für ein Deutsch-Russisches Jugendwerk ist eine private Initiative ohne Abstimmung mit der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und seinen Gesellschaftern. Die Forderung zur Gründung eines Deutsch-Russisches Jugendwerkes sollte nicht den Eindruck erwecken, dass es noch keine Einrichtungen im deutsch-russischen Jugendaustausch gibt und keine parallelen Strukturen zu bestehenden aufbauen.

Ausführliche weitere Informationen finden Sie unter: www.stiftung-drja.de oder folgen Sie uns auf Facebook oder Instagram