Großes Land, weites Feld. Die AG Wirtschaft des Petersburger Dialogs tagt am Tegernsee zu Themen der Landwirtschaft (22.-24. September 2016)

Die globalen Vorkommen von Erdöl und Erdgas sind begrenzt, fallende Weltmarktpreise für diese Rohstoffe erfordern eine Neuorientierung auf alternative Wirtschaftsfelder. Insbesondere der Agrarsektor kann in der Zukunft in den deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen eine bedeutende Rolle spielen: Russland allein als Weltmarktführer im Weizenexport hat seine Agrarpotenziale noch nicht ausgereizt, Deutschland bietet Know-how und Betriebsmittel für die Modernisierung der russischen Landwirtschaft.

Worin bestehen die Möglichkeiten für eine engere Zusammenarbeit? Welche Rolle spielt der internationale Austausch in Zeiten von Import-Substitution, Sanktionen und Gegensanktionen? Und an welche Erfolgsmodelle lässt sich auch in der Landwirtschaft anknüpfen?

Diese Fragen diskutierte die AG Wirtschaft des Petersburger Dialogs im Rahmen ihrer IV. Sitzung am 23. September 2016 am Tegernsee.  Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Dr. Wolfgang Büchele, betonte in seinem Eröffnungsstatement den bemerkenswerten Boom, den die russische Landwirtschaft – auch aufgrund starker staatlicher Unterstützung – aktuell erlebt: „Russland kann im Agrarbereich auf dem Weltmarkt mithalten“.

Im Mittelpunkt der Sitzung standen zunächst die Herausforderungen bei der Entwicklung ländlicher Räume: German Jeub, Abteilungsleiter für EU-Politik, Internationale Zusammenarbeit und Fischerei im Bundeslandwirtschaftsministerium, skizzierte die entsprechenden Herausforderungen zur Sicherung der Welternährung – der demografische Wandel in ländlichen Räumen und der Klimawandel weltweit erforderten mehr denn je gemeinsames Handeln.

Stefan Dürr, Präsident der EkoNiva APK Holding, analysierte das Vorhaben der russischen Politik, im landwirtschaftlichen Bereich möglichst bald eine vollständige Selbstversorgung des Landes zu erreichen.

Arkady Zlocheevskij, Präsident der Russischen Getreideunion, umriss die spannenden Herausforderungen für die russische Logistikbranche, die Führungsposition Russlands im Getreideexport zu sichern, während Aleksandr Lagutin, Stv. Vorsitzender des russischen Landjugendverbandes, Ideen zur Attraktivitätssteigerung des ländlichen Raumes und des Berufsbilds Landwirt vorstellte.

Auch die Entwicklung neuer Technologien in und für die Agrarwirtschaft kamen am Tegernsee zur Sprache: Bernd Ludewig, Mitglied der Konzernleitung von Claas, stellte in seinem Vortrag die Meilensteine und vielfältigen Möglichkeiten deutsch-russischer Kooperationen im Bereich der Landtechnik vor. Torsten Spill, Geschäftsführer der Solana GmbH  Co. KG, skizzierte die Pflanzenzucht als Innovationstreiber und unterstrich die Dringlichkeit internationalen Austauschs  und Zusammenarbeit für eine leistungsfähige Landwirtschaft.

Auf russischer Seite unterstrich Nataliya Zudina, Stv. Generaldirektorin von Rosagroleasing, die Notwendigkeit modernen Managements und zeitgemäßer Betriebsmittel für einen leistungsfähigen Agrarsektor. Ludmila Orlova, Präsidentin der „Nationale Bewegung für die Erhaltung der Landwirtschaft“ stellte der AG ihr Vorhaben einer internationalen Konferenz zum vertieften Erfahrungsaustausch im Agrarsektor vor.

Das Fazit der Tagung war eindeutig: Russland bietet als Agrarland viele Möglichkeiten der internationalen Zusammenarbeit – und das Potential gerade für Unternehmen aus Deutschland bleibt groß.

(Bro)