Der Preis wird im Gedenken an den 2005 verstorbenen Journalisten Peter Boenisch (1927-2005) verliehen, der sich als Gründungsvorsitzender des Petersburger Dialogs mit viel Engagement für die Verständigung zwischen Russen und Deutschen, besonders für die junge Generation, eingesetzt hatte.
Seit dem Jahr 2006 zeichnet der Petersburger Dialog mit dem Peter-Boenisch-Gedächtnispreis jährlich Nachwuchsjournalisten aus Deutschland und Russland aus, die durch eine sachgerechte und lebensnahe Darstellung des Lebensalltags im jeweils anderen Land zum besseren Verständnis zwischen Deutschen und Russen beitragen.

Träger des Peter-Boenisch-Gedächtnispreises 2017 von deutscher Seite

Yannik Dillinger
von der Schwäbischen Zeitung

Yannik Dillinger erhielt die Auszeichnung für seine Multimedia-Reportage „Schmerz“ über den Flugzeugabsturz bei Überlingen am Bodensee am 1. Juli 2002, bei dem alle 71 Insassen einer Maschine der Bashkirian Airlines ums Leben kamen, darunter 52 russische Kinder. Zwei Jahre später tötete Witali Kalojew, ein Angehöriger eines der Opfer, den damals diensthabenden Fluglotsen Peter Nielsen.
Dem Autor und seinem Team ist es gelungen dieses tragische Unglück dem heutigen Betrachter sowohl mit den Mitteln der klassischen Reportage als auch den modernsten Möglichkeiten des digitalen Storytellings nahezubringen. In Videos, 360-Grad-Panoramen, Bildern und Texten entsteht ein berührendes und vielschichtiges Bild der damaligen Ereignisse, das vielen Protagonisten, den erzählerischen Raum lässt, über ihr persönliches Schicksal und ihre Trauer zu sprechen.
So entsteht eine großartige Annäherung an eine deutsch-russischen Schicksalsgemeinschaft, die ein furchtbares Geschehen zusammengeführt hat, und die sich in ihren Erinnerungen bis heute hilft, das Erlebte zu bewältigen und ihm ein gemeinsames Andenken zu bewahren.
Die Jury kommt zu dem Urteil: großartiger Journalismus, der alle modernen Darstellungsmöglichkeiten souverän beherrscht, sie aber dem Thema gegenüber äußerst respektvoll einzusetzen weiß.

Trägerin des Peter-Boenisch-Gedächtnispreises 2017 von russischer Seite

Anastasia Arinuschkina

Anastasia Arinuschkina ist in der Minderstadt Jelanj im Gebiet Wolgograd geboren und aufgewachsen. Nach der Schule studierte sie Journalistik an der MGU und erwarb ihre Bachelor- bzw. Magisterdiplome mit Auszeichnung. Sie absolvierte ein Praktikum in deutschen Medien sowie zweimal das Teilstudium an der Universität Rostock und Humboldt-Universität zu Berlin, arbeitete mit der Zeit Online zusammen, wo sie ihre Texte veröffentlichte. Ihr Material für den Wettbewerb ist verschiedenen Themen gewidmet, was für die breite Weltanschauung der Autorin spricht.
Beitrag 1 erzählt über den Alltag der russischen akademischen Jugend: „Mit Liebe zu Russland: Studierende gegen Stereotypen“, Deutsche Welle, 10.11.2015.
Beitrag 2 ist einem Umgangsthema gewidmet: „Häusliche Gewalt in Russland: Schlägt er mich – so liebt er mich“, ZEIT ONLINE, 07.02.2017.
Beitrag 3 – „East Side Gallery: Den Bildermüll zur Kunst erheben“, ZEIT ONLINE, 14.03.2017. – ist ein Interview mit dem bekannten Künstler russischer Herkunft Dmitri Wrubel, begleitet von dem nicht weniger bekannten Bild an der Berliner Mauer: Der „Bruderkuss“ von Breschnew und Honecker.
Die Juroren unterstrichen den eigenen Stil der Autorin, ihre hervorragende Sprache, die breite Themenpalette und die Erfahrung der Teilnahme an diversen Wettbewerben.